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Montag, 25.08.2025

Damaskus fordert Auflösung der Muslimbruderschaft

Neuer Medienberater startet diplomatische Offensive – Analysten sehen Zeichen für Machtverschiebung

In einer bemerkenswerten politischen Initiative hat das syrische Regierung die Muslimbruderschaft (MB) offen zur Selbstauflösung aufgefordert. Ahmed Mouaffaq Zaidan, neu ernannter Medienberater von Vizepräsident Ahmad al-Sharaa, veröffentlichte diesen Aufruf über den Kanal Al Jazeera Net – ein strategisch gewählter Weg, um sowohl internationale Beobachter als auch oppositionelle Kreise zu erreichen. Hintergrund dieses Schachzugs ist ein jahrzehntelanger Machtkampf: Die Muslimbruderschaft, seit den 1980er Jahren im Exil, galt lange als wichtigste oppositionelle Kraft gegen das Assad-Regime. Doch nach Analysen von Experten und auch internen Kritikern hat die Organisation an Einfluss und Legitimität verloren. Laut einem vertiefenden Artikel auf Syrian Observer, auf den sich Zaidans Forderung implizit stützt, hat die MB im syrischen Bürgerkrieg vollkommen versagt. Anstatt eine politische Alternative für alle Syrer zu bieten, setzte sie ganz auf militärische Lösungen und die Unterstützung ausländischer Mächte wie der Türkei und Katars. Dies habe zur Dominanz radikalerer Milizen geführt und viele Syrer, besonders die Jugend im Land, entfremdet.



Gleichzeitig beobachten Analysten einen tiefgreifenden internen Zerfall: Die Organisation ist gespalten zwischen einer alten, ideologisch verhafteten Garde und Reformern, die eine Abkehr von der Muslimbruderschaft als religiöser Bewegung und eine Umwandlung in eine rein politische Partei fordern. "Dies ist mehr als nur ein Artikel; es ist eine gut kalkulierte politische Kampagne", so ein Beobachter aus Beirut. "Das Regime zeigt damit Stärke und bietet der MB gleichzeitig eine letzte Chance, ihr Gesicht zu wahren – durch freiwillige Auflösung." Bislang hat die Muslimbruderschaft nicht offiziell auf die provokante Forderung reagiert. Beobachter erwarten jedoch heftige Debatten innerhalb der zerstrittenen Organisation. Sollte sie tatsächlich aufgelöst werden, wäre das ein historischer Einschnitt und würde das Kräftefeld der syrischen Opposition neu ordnen.