Gütersloh, Juli 2025 – Migrantische Gründerinnen sind eine treibende Kraft für die deutsche Wirtschaft. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, die den Beitrag von Unternehmerinnen mit Migrationsbiografie erstmals systematisch beleuchtet. Die Ergebnisse machen deutlich: Diese Frauen sind hochqualifiziert, innovativ und international ausgerichtet – stehen jedoch vor strukturellen Barrieren, die ihr Potenzial ausbremsen.Laut der Studie ist mittlerweile fast jede fünfte Unternehmensgründung in Deutschland migrantisch geprägt. Der Anteil ist von 8 % im Jahr 2005 auf 19 % im Jahr 2022 gestiegen. Besonders auffällig ist die Innovationsstärke: Gründer:innen mit Migrationshintergrund entwickeln häufiger weltweit neuartige Produkte und investieren überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung.Viele dieser Gründerinnen verfügen über einen akademischen Abschluss, häufig in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an Resilienz, Unternehmergeist und internationalem Denken aus – oft mit klaren Wachstumsambitionen und globalen Marktstrategien.
Doch trotz dieser Stärken sieht die Bertelsmann Stiftung deutlichen Handlungsbedarf. Migrantische Gründerinnen berichten überproportional oft von Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung. Nur etwa ein Drittel nutzt staatliche Förderprogramme – das sind rund zehn Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt. Auch beim Zugang zu privaten Investoren und Venture Capital sind die Hürden hoch, nicht zuletzt aufgrund fehlender Netzwerke und mangelnder Sichtbarkeit.Die Studie weist zudem auf Diskriminierungserfahrungen hin – etwa in Banken, bei Behörden oder im Kontakt mit Förderinstitutionen. Für viele Gründer:innen der ersten Generation sind sprachliche und kulturelle Barrieren eine zusätzliche Belastung. Nicht zuletzt beklagen viele die bürokratischen Hürden im Gründungsprozess – insbesondere beim Zugang zu Visa, Genehmigungen oder Fördermitteln.Die Stiftung betont, dass migrantische Gründerinnen weit mehr sind als eine „Randgruppe“ des Unternehmertums. Sie seien – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und digitaler Transformation – ein enorm wichtiger Bestandteil der Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Quelle: Bertelsmann Stiftung: „Wie Gründerinnen mit Migrationsbezug die Wirtschaft prägen – und welche Hürden sie überwinden müssen“, Juli 2025.