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Montag, 17.03.2025

Türkei kommt stärkere Rolle in Europas Sicherheitsarchitektur zu

Ankara wird nach transatlantische Spannungen und als Partner der EU und NATO-Verbündeter jetzt noch wichtiger

Die Türkei sieht in den aktuellen geopolitischen Umwälzungen Europas eine Chance, ihre Position als regionaler Schlüsselakteur weiter auszubauen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Spannungen zwischen Europa und den USA positioniert sich Ankara als unverzichtbarer Partner für eine neue europäische Sicherheitsordnung. Präsident Recep Tayyip Erdogan betont dabei die strategische Bedeutung seines Landes, das nach den USA über die zweitgrößte Armee innerhalb der NATO verfügt.

Ein deutliches Zeichen für die gestiegene Anerkennung der Türkei war die Einladung von Außenminister Hakan Fidan zum Ukraine-Gipfel in London Anfang März. Auch Polen, ein wichtiger NATO-Partner, erkennt die wachsende Rolle der Türkei an. Der polnische Ministerpräsident forderte Ankara kürzlich auf, mehr Verantwortung für Friedensprozesse und regionale Stabilität zu übernehmen. „Die Türkei und Polen verfügen über die beiden größten Bodenarmeen der NATO“, betonte er. Erdogan nutzte die Gelegenheit, um die Bedeutung der EU-Mitgliedschaft als strategisches Ziel zu unterstreichen: „Die Zusammenarbeit mit der EU und gegenseitiger Respekt sind die Grundlage dafür.“ Gleichzeitig appelierte er, die EU müsse die Türkei aufnehmen, um ihren eigenen Bedeutungsverlust zu verhindern, und forderte eine verstärkte Unterstützung Polens in diesem Prozess.




Die Türkei drängt darauf, in das geplante milliardenschwere Rüstungsprogramm der EU eingebunden zu werden. Erdogan argumentiert, dass die europäische Verteidigungsindustrie allen Verbündeten offenstehen sollte. Parallel dazu hat die Türkei in den vergangenen Jahren ihre eigene Verteidigungsindustrie massiv ausgebaut – ein Bereich, in dem die EU Nachholbedarf hat.

Auch im Nahen Osten nutzt die Türkei die sich verändernden Machtverhältnisse. Nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien ist der russische Einfluss in der Region zurückgegangen. Ankara könnte diese Lücke füllen, zumal es bereits gute Beziehungen zu den neuen Machthabern in Damaskus pflegt. Trotz der Annäherung bleibt die Frage nach einer EU-Vollmitgliedschaft der Türkei offen. Während Ankara auf eine engere Zusammenarbeit drängt, geht die EU zunächst kleine Schritte, wie Visa-Erleichterungen und einen Ausbau der Zollunion. Doch eines ist klar: In einer Zeit, in der Europa seine Sicherheitsstrukturen neu ordnet, wird die Türkei ihren Einfluss weiter ausbauen – und Europa kann es sich kaum leisten, sie zu ignorieren.