Schrobenhausen (KNA) Zita Ettl kann den Pegelstand genau benennen: "Die Sonnensegel bei uns im Garten sind 1,80 Meter hoch. Bis dahin kam die Flut." Ettl leitet die katholische Kindertagesstätte Maria Ward im oberbayerischen Schrobenhausen. Sie und ihre Kolleginnen kümmern sich um rund 110 Krippen- und Kindergartenkinder - eigentlich im Stadtzentrum. Doch seit drei Wochen ist ein Großteil von ihnen am Ortsrand untergebracht, im Gemeindezentrum der muslimischen Ditib-Gemeinde. Nachdem ihr Haus Anfang Juni durch die Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland schwer beschädigt wurde, hat die Kita dort Zuflucht gefunden.
Zu verdanken ist das Durmus Aki, dem Vorsitzenden der Ditib-Gemeinde. Das Hochwasser und die Maria-Ward-Kita sind für ihn Themen, die ihn persönlich anrühren. Aki hat durch die Katastrophe eine Cousine verloren; sie ertrank in ihrem Keller. Während Aki sie auf ihrem letzten Weg zur Beerdigung in die Türkei begleitete, organisierte er mehr oder minder parallel mit seinen Vorstandskollegen den Einzug der Kita ins Gemeindezentrum. "Die Kinder mussten ja irgendwohin, da haben wir das gleich angeboten", sagt Aki.Auch in dieser Hinsicht ist er direkt betroffen: Aki hat drei Kinder, zwei davon besuchen die Maria-Ward-Einrichtung. Und er selbst war vor fast 40 Jahren ebenfalls dort. "Ich glaube, sogar bei mir in der Gruppe", sagt Zita Ettl. Aki lächelt, er könne sich leider nicht erinnern. "Doch, doch, ich müsste sogar noch ein Foto von damals haben", fügt die Kita-Chefin hinzu.Einst mag sie ihm beim Malen, Essen, Anziehen geholfen haben, nun greift er ihr unter die Arme. "Wir sind so, so dankbar", betont Ettl mehrfach. Sie sitzt mit Aki zusammen auf dem weichen Teppichboden in der Moschee, die ans Gemeindezentrum grenzt. Das Gotteshaus ist neu, wie der ganze Gebäudekomplex.