Die Entwicklungen nach dem 7. Oktober erfüllen uns aber auch mit tiefer Besorgnis wegen der Veränderungen in Deutschland. Jüdinnen erleben hier Antisemitismus und Angriffe gegen jüdisches Leben in einer seit 1945 nicht mehr gekannten Offenheit und Brutalität. Aber auch Musliminnen erfahren vielfache Anfeindungen. Viele Menschen, die Terror, Krieg und Fundamentalismus ablehnen, werden pauschal in Verantwortung für Terror und Hass genommen. Auch Islamophobie und Übergriffe gegen Muslim*innen und muslimische Einrichtungen nehmen weiter zu. Es darf keine Gesellschaft entstehen, in der man sich nicht mehr traut, unterschiedliche Kulturen und Religionen offen zu leben. Die weltweiten Konflikte können wir in unserer Stadtgesellschaft nicht lösen. Umso wichtiger ist es, das friedliche und respektvolle Miteinander zu bewahren. Mit Entsetzen sehen wir, wie Radikale die Situation gerade für antisemitische und antimuslimische Straftaten nutzen, um jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland zu terrorisieren und zugleich Misstrauen gegen alle Menschen mit Migrationsgeschichte zu schüren. Der Anspruch: „Nie wieder!“ legt uns als deutsche Gesellschaft besondere Verantwortung auf, uns gegen Antisemitismus zu wenden und uns für ein sicheres jüdisches Leben in Deutschland einzusetzen. Als Stadtgesellschaft treten wir deshalb gemeinsam jeder Form des Fundamentalismus und jeder Form von Ausgrenzung und Hass entschieden entgegen. Wir wenden uns gegen alle Formen des Antisemitismus und der Islamophobie. Dort, wo wir Einfluss haben, werden wir beides entschieden bekämpfen. Gerade in diesen schweren Zeiten setzen wir diesen Gefahren für unsere demokratische, vielfältige Gesellschaft den Dialog der Religionen, gelebte kulturelle Vielfalt und den gemeinsamen Wunsch nach Frieden entgegen.
Unterzeichner*innen:
Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen
Rami Boukhachem, Vorsitzender des Ausländer- und Integrationsbeirats
Esther Limburg-Klaus, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen
Dr. Dunja Zaouali, Vorstandsmitglied der Islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen e. V.
Duaa Abu El-Qomsan, Zweite Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Erlangen e. V.
Enver Sönmez, Vorstandvorsitzender der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Erlangen e. V.