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Freitag, 04.08.2023


Indisches Gericht fordert mehr Schutz gegen religiöse Gewalt

Nach einer Prozession hinduistisch-nationalistischer Gruppen kam es zu erneuter Gewalt gegen Muslime. Eine Moschee wurde in Brand gesteckt und mindestens sechs Menschen getötet

Neu Delhi (KNA) Nach Zusammenstößen zwischen Muslimen und Hindus hat Indiens Oberstes Gericht die Regierung zum Einsatz zusätzlicher Polizeikräfte aufgefordert. Auch müssten die Behörden durch Überwachungskameras an sensiblen Orten in der sogenannten National Capital Region (NCR) für mehr Sicherheit sorgen, so das Gericht am Mittwoch laut dem Nachrichtenportal Times of India. Zur NCR gehören neben der Hauptstadt Neu Delhi das angrenzende Finanz- und Technologiezentrum Gurgaon im Bundesstaat Haryana sowie einige Städte des Bundesstaates Uttar Pradesh.

Die Gewalt war am Montag nach einer Prozession hinduistisch-nationalistischer Gruppen im Distrikt Nuh in Haryana ausgebrochen. Eine Moschee wurde in Brand gesteckt und laut Medienberichten mindestens sechs Menschen getötet, darunter ein muslimischer Geistlicher. Die Gewalt zwischen Hindus und Muslimen habe schnell auf mehrere Städte am Rand der Hauptstadt Neu Delhi übergegriffen - Faridabad, Palwal und Gurgaon. Mobs hätten Steine geworfen, Autos in Brand gesteckt und Geschäfte verwüstet.

Berichten zufolge führten Gerüchte über die Anwesenheit des Anführers der militanten Hindu-Organisation "Bajrang Dal" bei der Prozession zu der Gewalt. Monu Manesar ist wegen seiner mutmaßlichen Rolle bei der Ermordung zweier muslimischer Männer Anfang des Jahres zur Fahndung ausgeschrieben. "Bajrang Dal" ist die Jugendorganisation der extrem muslimfeindlichen hindu-nationalistischen Organisation "Vishva Hindu Parishad" (Welt-Hindu-Rat, VHP).

Eine Kampagne der VHP führte 1992 zur Zerstörung der historischen Babri-Moschee in Ayodhya durch Hindu-Extremisten. Bei Unruhen kamen damals 2.000 Menschen ums Leben. 2020 legte der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi auf dem Grundstück der ehemaligen Moschee den Grundstein für den Bau eines Hindu-Tempels.

Haryana ist der zweite Schauplatz massiver religiöser Gewalt in Indien binnen weniger Monate. Seit Anfang Mai gibt es im Bundesstaat Manipur immer wieder gewaltsame Ausschreitungen von Hindus gegen die ethnische Minderheit der christlichen Kuki.