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Donnerstag, 16.02.2023


Soziologin: Deutscher Umgang mit Israel gleicht "Büßerritual"

Die Deutschen seien weiterhin von der Schoah traumatisiert. Im Bezug auf Israel könnten sie deswegen nicht mehr unterscheiden, "wann ein Land Beistand braucht und wann es zur Ordnung gerufen werden muss", so die israelische Soziologin Eva Illouz

Hamburg (KNA) Aus Sicht der israelischen Soziologin Eva Illouz entspricht der Umgang der Deutschen mit Israel oftmals einem quasireligiösen "Büßerritual". "Um rein zu sein, muss man anscheinend auf der Seite der Juden stehen, immer", sagte Illouz im Interview dem "Spiegel" (Samstag).

Die Deutschen seien weiterhin von der Schoah traumatisiert. Im Bezug auf Israel könnten sie deswegen nicht mehr unterscheiden, "wann ein Land Beistand braucht und wann es zur Ordnung gerufen werden muss", erklärte Illouz, die an der Hebräischen Universität in Jerusalem lehrt.

Dabei könnte Israel aus Sicht der Soziologin aktuell eine der größten Krisen seit der Gründung des Staates im Jahr 1948 bevorstehen. Die neue Regierung der religiösen Zionisten attackiere Grundrechte, verachte das Völkerrecht und versuche, die Gewaltenteilung auszuhebeln, erklärte die Forscherin: "Sie wollen Homosexuelle kriminalisieren und an Pessach auf den Tempelberg marschieren, was das fragile Übereinkommen für diese heilige Stätte brechen würde."

Hinzu kämen die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete im Westjordanland sowie eine zunehmende Diskriminierung von Palästinensern und arabischen Juden. Letztendlich sei wohl Druck von Außen das Einzige, "was Israel jetzt vor sich selbst retten könnte", betonte Illouz. "Die Freunde Israels, also all jene, denen dieses Land etwas bedeutet, sollten ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen, um die Besatzung zu stoppen."