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Freitag, 25.11.2022


Erinnerungskundgebung in Hanau 2020

Wachsende Islamfeindlichkeit in Deutschland

Allein in den letzten Tagen – Hannover, Hanau und Frankfurt - kam es zu mehreren besorgniserregenden Straftaten; ganz zu schweigen vom Rassismus, den Muslime tagtäglich erleben

Auf einem Friedhof in Hannover haben Unbekannte mehrere muslimische Kindergräber geschändet. Rund 25 Grabschilder wurden umgeworfen und beschädigt. Recep Bilgen, der Vorsitzende der Schura Niedersachsen, verurteilte den Angriff aufs Schärfste und forderte eine lückenlose Aufklärung der Tat durch die Verantwortlichen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Aktuell liegen noch keine konkreten Erkenntnisse auf einen islamfeindlichen Zusammenhang vor, jedoch nehme die Polizei den Vorfall sehr ernst.

ZMD-Generalsekretär Abdassamad El-Yazidi äußerte mit Bestürzung: „Erneut wird ein muslimischer Friedhof, diesmal in Hannover Stöcken, geschändet und die mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit ist mal wieder kaum vorhanden. Diese Entwicklung in unserem Land ist besorgniserregend und bedarf gemeinsamer Wehrhaftigkeit und Engagement.“

Zuletzt ereignete sich im Januar dieses Jahres in Iserlohn ein ähnlicher Vorfall. Unbekannte hatten auf dem muslimischen Teil des Friedhofs rund 30 Grabsteine umgeworfen sowie Dekorationselemente und Pflanzen beschädigt. Die Tat löste bundesweite Empörung aus.


Beschädigtes Grabschild auf einem muslimischen Kinderfriedhof in Hannover
Islamfeindliche Vorfälle nehmen zu

Islamfeindliche Vorfälle stellen jedoch keine Seltenheit dar. Erst vor wenigen Tagen wurde die Mevlana-Moschee der ATIB in Frankfurt (Mtgliedsmoschee des ZMD) Ziel eines Farbbeutel-Anschlags, bei dem auch Wände des Gebetshauses beschädigt wurden. Der ZMD verurteilte die Tat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und fordert, dass die Täter von der Polizei schnell identifiziert werden. Der ATIB-Vorstandsvorsitzende, Imam Cengiz, ließ mahnend verlauten, dass islamfeindliche Delikte zunehmen und erwartet, dass die Täter vor Gericht zur Rechenschafft gezogen werden.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 662 Angriffe auf Muslime und Moscheen verzeichnet. Allein 46 Anschläge, Schändungen und Schmierereien auf Moscheen wurden 2021 erfasst. „In letzter Zeit sind Moscheen häufiger das Ziel von hassgefüllten Drohbriefen oder Beschmierungen geworden“, so Enes Esatbeyoglu, Sprecher der Schura, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem berichten muslimische Gemeinden, dass insbesondere Frauen mit Kopftuch vermehrt beleidigt werden.


Farbbeutel-Anschlag auf die Mevlana-Moschee der ATIB in Frankfurt (Mtgliedsmoschee des ZMD)
Verharmlosung von Rechtsextremisten

Nicht zuletzt sei das besorgniserregende Verhalten des Vaters des Hanauer-Terroristen, Hans-Gerd Rathjen, genannt. Dessen Sohn hat in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Rathjen ist wegen rassistischer Beleidigungen vorbestraft und soll großen Einfluss auf die extremistische Weltsicht seines Sohnes gehabt haben. Zudem soll er die Opferangehörigen mehrfach nachgestellt haben. Die Angehörigen der Terroropfer machten mehrmals deutlich, dass sie sich von ihm bedroht fühlen.

Jüngst habe der Vater nun Kinder in einer Grundschule bedroht, indem er ihnen gesagt hat, es werde „etwas Großes passieren“. Die Polizei und die Schuldirektorin redeten den Vorfall klein und gaben vorzeitig Entwarnung. Doch vor dem Hintergrund des strafauffälligen Vaters ist die Reaktion darauf katastrophal und verharmlost die Gefahr, die von Rechtsextremisten ausgehen kann. Tarek Bae findet hierzu deutliche Worte auf Twitter: „Die Polizei Hanau, Polizei Hessen und die Stadt Hanau versagen erneut. Sie lassen einen gefährlichen Rassisten offen Drohungen aussprechen und bieten nicht den nötigen Schutz. Das darf nicht kleingeredet werden.“