Daniel Barenboim wird 80: Ein Vermittler zwischen den Welten
Daniel Barenboim gründete ein Orchester mit Palästinensern und Israelis und lässt sich von Grenzen nicht einschüchtern: "Musik lehrt uns, dass alles miteinander verbunden ist"
Bonn (KNA) Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Daniel Barenboim zu dessen 80. Geburtstag als "großartigen Dirigenten und Pianisten" gewürdigt. "Sie leben und verkörpern die völkerverbindende Kraft der Musik. Mit dem von Ihnen, Edward Said und Bernd Kauffmann gegründeten West-Eastern Divan Orchestra zeigen Sie, dass Kunst ein Weg ist, der zu Frieden führen kann", erklärte Steinmeier am Montag in Berlin. Das Orchester mit Mitgliedern aus Israel und arabischen Ländern musiziere auf höchstem Niveau - "es ist ein politisches und künstlerisches Wunder, das sich bei jedem Zusammensein aufs Neue ereignet". Es handele sich um eine "verwirklichte Utopie".
Barenboim wurde am 15. November 1942 in Buenos Aires in Argentinien geboren. Seine Eltern waren jüdisch-russische Einwanderer. 1963 kam Barenboim das erste Mal nach Deutschland; ein Jahr später gab er sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern. Barenboim verfügt als Pianist und als Dirigent über ein umfangreiches Repertoire, war 15 Jahre lang Chefdirigent in Chicago, steht seit 1992 an der Spitze der Staatsoper in Berlin und arbeitet mit Orchestern weltweit.
Das West-Eastern Divan Orchestra wurde von Daniel Barenboim, Edward Said und Bernd Kauffmann gegründet und setzt sich für friedliche Lösungen im Nahostkonflikt ein
"Ein politisches und künstlerisches Wunder"
Barenboims zweites großes Lebensthema neben der Musik ist der Nahostkonflikt und die Versöhnung von Israelis und Palästinensern. Zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said (1935-2003) gründete er das West-Eastern-Divan-Orchester, in dem israelische, palästinensische und arabische Musiker spielen. Die Idee: Die Musik solle Brücken bauen und Toleranz fördern. Sie erlaube, ein "alternatives soziales Modell" vorzustellen, meint Barenboim.
Musik ist für Barenboim mehr als eine Kunstform. Sie ist "Zuflucht, Heimat und Ausdrucksmittel" und ermögliche, zu einem "Verständnis unserer selbst zu gelangen" und lehre, "dass alles miteinander verbunden ist", schreibt er in seinem Buch "Klang ist Leben". Wichtig ist für ihn daher das Zuhören - für den Einzelnen, aber auch für Gesellschaften und Staaten. Dadurch könnten Menschen vielleicht "in der Lage sein, unterschiedlichen Meinungen zuzuhören und unterschiedliche Standpunkte zu begreifen".
Eine von Barenboims Maximen sei: "Das Unmögliche lässt sich leichter erreichen als das Schwierige." Dieser Maxime sei er gefolgt, als er aus Anlass seines 70. Geburtstages die Barenboim-Said-Akademie gegründet habe. Dort stehen neben Musik auch Philosophie, Geschichte und Literatur auf dem Programm. "Jungen talentierten Musikern aus dem Nahen Osten haben Sie damit eine Heimstatt geschaffen. Sie alle sind die Hoffnungsträger für Frieden und Verständigung", so Steinmeier.
Steinmeier betonte: "Mit Ihrem Wirken zeigen Sie, dass kulturelle Werte bedeutend und unverzichtbar sind, wenn man eine gerechte, friedliche und tolerante Gesellschaft erstrebt.