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Freitag, 24.06.2022


Mit dem Abzug der letzten ausländischen Truppen haben damit auch die meisten Hilfsorganisationen das Land verlassen

Mindestens 1150 Tote nach Erdbeben in Afghanistan

Die Naturkatastrophe traf das Land mit 38 Millionen Einwohnern nach dem abrupten Abzug amerikanischer Truppen mitten in einer schweren Wirtschaftskrise, die bereits Millionen von Menschen in tiefe Armut und Hungersnot gestürzt hat

Islamabad/Kabul (KNA/Eigene) Nach dem schwersten Erdbeben in Afghanistan seit zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Todesopfer am Freitag auf mindestens 1150 gestiegen. Die Zahl werde sich voraussichtlich noch erhöhen, weil Informationen aus abgelegenen Bergdörfern nur langsam einträfen, sagte ein Mitarbeiter der afghanischen Behörden dem pakistanischen Nachrichtenportal Dawn. Hubschrauber würden eingesetzt, um Verletzte zu bergen und medizinische Versorgung und Lebensmittel in die betroffenen Gebiete in der Provinz Paktika im Osten Pakistans zu fliegen.

Fotos und Videos im Internet und in den Sozialen Medien zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Hunderte aus Lehmziegeln erbaute Häuser wurden zerstört und in den Dörfern türmen sich Trümmerberge. Verzweifelte Menschen graben mit bloßen Händen im Schutt der eingestürzten Häuser nach Verschütteten.

Laut der Erdbebenwarte US Geological Survey ereignete sich das Beben in der Nacht um 1.45 Uhr pakistanischer Zeit (22.45 Uhr MESZ). Das Epizentrum habe etwa 44 Kilometer von der Stadt Khost entfernt nahe der Grenze zu Pakistan in einer Tiefe von 51 Kilometern gelegen. Die Erschütterung waren laut Medienberichten für etwa 119 Millionen Menschen in Pakistan, Afghanistan und Indien zu spüren. In Pakistan seien Erschütterungen in Peshawar, Islamabad, Lahore und anderen Teilen der Provinzen Punjab und Khyber Pakhtunkhwa registriert worden. In vielen entlegenen Dörfern seien noch immer keine Helfer gewesen. So werden unter den Trümmern noch viele Opfer vermutet.

Ein Land - zurückgelassen und in Trümmern

Der US-Krieg in Afghanistan und die abrupte Beendigung des insgesamt 20 Jahre andauernden Nato-Einsatzes führten zu verheerenden Folgen für die afghanische Bevölkerung. Die Naturkatastrophe traf das Land mit 38 Millionen Einwohnern zusätzlich mitten in einer schweren Wirtschaftskrise, die bereits Millionen von Menschen in tiefe Armut gestürzt hat. Mehr als eine Million Kinder sind von schwerer Unterernährung bedroht.

Mit dem Einfrieren aller Auslandsguthaben der afghanischen Zentralbank und des Ausschlusses aus dem SWIFT-Bankenzahlungssystem durch die US-Regierung war es der Taliban-Regierung nicht mehr möglich, Gehälter auszuzahlen und Lebensmittel oder Medikamente zu importieren. Diese Entscheidung führte maßgeblich zu der enormen Hungersnot, die Hunderttausende Afghanen in die Flucht nach Pakistan und in den Iran treibt.

Mit dem Abzug der letzten ausländischen Truppen haben damit auch die meisten Hilfsorganisationen das Land verlassen. So fällt die derzeitige ausländische Hilfe bis auf Nahrungslieferungen spärlich aus. Deutschland sicherte Afghanistan nach dem verheerenden Erdbeben zumindest humanitäre Unterstützung zu. Konkret nannte Außenministerin Baerbock ein Team der Johanniter, welches für medizinische Hilfe sorgt.