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Mittwoch, 20.04.2022


100. Geburtstag von Annemarie Schimmel

Mit ihrer großen Islamkenntnis war Schimmel sowohl unter Muslimen als auch bei Nichtmuslimen hochgeschätzt. Als ehemaliges Beiratsmitglied war sie dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) sehr verbunden. ZMD-Vorsitzender Mazyek: „Eine beeindruckende Frau“

Prof. Dr. Annemarie Schimmel gilt als bedeutendste nicht-muslimische Islamwissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts. Sie verfasste über 100 Bücher und Artikel, vor allem über Mystik im Islam. Sie lehrte 25 Jahre lang an der Harvard University in den USA und war zuvor an der Fakultät für islamische Theologie der Universität in Ankara tätig. 1922 in Erfurt geboren, lernte Schimmel bereits als Jugendliche Arabisch. In Berlin studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften und wurde im Alter von 19 Jahren promoviert. Besonders fühlte sie sich der Sufi-Mystik verbunden. Sie übersetzte zahlreiche Schriften religiöser Dichter und Philosophen des Orients. 2003 verstarb Schimmel im Alter von 80 Jahren in Bonn. Ihre Grabplatte ist mit einem Zitat von Ali Ibn Abi Talib in arabischer und deutscher Sprache versehen: „Die Menschen schlafen, und wenn sie sterben, erwachsen sie.“

Sie war ein hochgeachtetes Ehrenmitglied des ZMD-Beirats und wurde dementsprechend mit einer Urkunde des ZMD ausgezeichnet (siehe Bild). Ihr Engagement und ihre aktive Teilnahme an Sitzungen und Veranstaltungen des ZMD stellten eine große Bereicherung für den Austausch und die Wissensvermittlung dar. Aiman Mazyek, ZMD Vorsitzender, erinnert sich rückblickend an seine Begegnungen mit Schimmel: „Ich hatte die Chance als Student ihre legendären Vorträge zu erleben. Ihr tiefes Wissen um den Islam und der islamischen Kultur war beeindruckend. Später habe ich sie immer mal wieder im Rahmen von ZMD-Veranstaltungen, oder im von unserem verstorbenen Vorstandsmitglied Amman Hobohm gegründeten Annemarie-Schimmel-Forum getroffen. Eine beeindruckende Frau und ihre Bücher sind ein Muss jedes Orientkenners.“

Vorreiterin eines besseren Islamverständnisses im Westen

Zwei Monate nach dem Tod der Islamwissenschaftlerin wurde ihr zu Ehren ein Verein in Bonn gegründet. Mitbegründer und Vorsitzender des Annemarie-Schimmel-Forums war ehemaliges Vorstandsmitglied des ZMD und langjähriger Freund Schimmels, Mohammed Aman Hobohm. Das Forum wurde im Geiste von Schimmels Wirken der kulturellen Grenzüberschreitung und der gegenseitigen Belebung und Begegnung der Kulturen und Religionen begründet.

Mit ihrer Arbeit hat sich Schimmel unermüdlich für ein besseres Verständnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen eingesetzt. Sie war wie kaum jemand anderer aufgrund ihres umfassenden Wissens berufen, Missverständnisse über den Islam abzubauen sowie zu einem besseren Verständnis des Islam in der Welt beizutragen. Insbesondere verhalf sie dazu, den Dialog zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland zu fördern und hat durch ihre praktizierte Offenheit eine Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen, Religionen und Ethnien geschlagen. Was Schimmel den Muslimen aber besonders nahe gebracht hat, war die Warmherzigkeit, mit der sie über den Islam und die Muslime sprach und schrieb. Ihre Arbeit ist besonders in der heutigen Zeit von großer Bedeutung für ein friedliches Zusammenleben.


Dr. Nadeem Elyas, ehemaliger Vorsitzender des ZMD, ernannte Annemarie Schimmel mit dieser Urkunde zum Ehrenmitglied des ZMD-Beirats


Die Universität Bonn hat die Islamwissenschaftlerin und Orientalistin Annemarie Schimmel (1922-2003) kürzlich mit einem Festakt zum 100. Geburtstag gewürdigt. Als "echte Brückenbauerin" bezeichnete der katholische Theologe Klaus von Stosch die Wissenschaftlerin am Donnerstag. "Mit ihrem Namen verbindet sich die Bereitschaft, sich von anderen Religionen faszinieren zu lassen, anstatt Abgrenzung zu betreiben." Von Stosch leitet das neu gegründete "International Center for Comparative Theology and Social Issues" (CTSI) an der Universität Bonn.

Das CTSI kündigte an, jährlich ein Annemarie-Schimmel-Fellowship ausschreiben zu wollen. Damit solle internationalen Wissenschaftlern aus dem Bereich der Komparativen Theologie ein Forschungsaufenthalt in Bonn ermöglicht werden. Im kommenden Jahr starte zudem die Annemarie-Schimmel-Lecture, die weltweit führende Experten des interreligiösen Dialogs nach Bonn bringen wolle. Erster Redner sei der jordanische Prinz Ghazi bin Muhammad.