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Montag, 29.11.2021


Islamische Wohlfahrt boomt

Erster Strategietag des Islamischen Kompetenzzentrums für Wohlfahrtswesen e.V. bringt 8 muslimische Verbände zusammen: Gemeinsam wird über die Zukunft der islamischen Wohlfahrt gesprochen.

Am Sonntag, den 21.11.2021 hat das IKW e.V. Vertreter:innen seiner Mitgliedsverbände (IRD, DITIB, IGBD, IGS, VIKZ, ZMD, ZRMD und UIAZD) zu einer Strategietagung eingeladen. Die Veranstaltung, bei der alle Verbände auf Vorstandsebene und durch Fachpersonal vertreten waren, hat im großen Saal der Zentralmoschee DITIB in Ehrenfeld stattgefunden.

Das vom BMFSFJ geförderte bundesweite Empowermentprojekt zur Wohlfahrtspflege mit den DIK-Verbänden neigt sich nach fünf Jahren dem Ende zu. Dieses zielte auf die Befähigung von Moscheegemeinden zur Erbringung wohlfahrtsstaatlicher Leistungen im sozialstaatlichen Rahmen. Das Islamische Kompetenzzentrum für Wohlfahrtswesen hat als Teil des Empowermentprojekts essenziell für die Professionalisierung des Ehrenamts in den muslimischen Religionsgemeinden mitgewirkt.

Bedarf erfordert Ausbau muslimischer Wohlfahrtspflege

Bis dato haben die muslimischen Gemeinden mit ihren Angeboten im sozialen Bereich eine großartige Arbeit geleistet. Der stets wachsende Bedarf kann allerdings nicht nur durch den ehrenamtlichen Einsatz gedeckt werden und erfordert die Weiterentwicklung und den Ausbau der muslimischen Wohlfahrtspflege. Sinem Tekin fasste die Problematik, wie folgt zusammen: „Die bestehenden Angebote decken die Bedürfnisse der Muslim:innen nicht, da es an kultureller und religiöser Sensibilität in den vorhandenen und etablierten sozialen Einrichtungen fehlt“.

Vor diesem Hintergrund wurde über die Möglichkeiten eines islamischen Wohlfahrtsverbandes und die Zukunft des IKW e.V. gesprochen, die von Frau Aninka Ebert (Projektleitung mit Schwerpunkt Integration in der Bundesakademie für Kirche und Diakonie) übernommen wurde. Neben fundierten Beiträgen von Wolfgang Barth (ehem. Abteilungsleiter beim Bundesverband der AWO) und Sinem Tekin (Masterstudentin der Sozialen Arbeit), wurden die Vertreter:innen der Mitgliedsverbände in ein World Café eingeladen. In diesem World Café hatten alle die Möglichkeit ihre Ideen niederzuschreiben und in Kleingruppen zu diskutieren.


„Wir nehmen die Ideen und Anregungen des Tages mit und können im Februar-März nächsten Jahres mit ein paar ersten Konzeptideen die nächsten Schritte einleiten.“ (Zekeriya Altuğ)
Fragen und Gedanken der Diskussionsrunden – Ausblick

1. Was machen die Religionsgemeinschaften? Die Bestandserhebung der bestehenden Angebote hat gezeigt, dass die Religionsgemeinschaften schon jetzt in fast allen aktuellen Wohlfahrtsthemen unterwegs sind.

2. Was brauchen Religionsgemeinschaften für die Wohlfahrtsarbeit? Hier wurden besonders häufig mangelnde Ressourcen, eine unzureichende finanzielle Ausstattung und der Fachkräftemangel genannt. Auch die Kooperation untereinander müsse verbessert werden.

3. Welche Dienste kann das Islamische Kompetenzzentrum für Wohlfahrt leisten? Vorgeschlagen wurden Grundlagenarbeit, Qualifizierungsangebote und Beratung bei der Umsetzung neuer gesetzlicher Anforderungen. Das IKW könne eine Schnittstelle zwischen den bestehenden Wohlfahrtsorganisationen der Verbände und den Behörden sein.

4. Wie soll ein islamischer Wohlfahrtsverband strukturell aussehen? Wichtig für den Aufbau eines Dachverbandes, sei eine Struktur „von unten nach oben“. Interessant wird die Frage, wie die Eigenständigkeit und Heterogenität der aktuellen islamischen Akteure angemessen berücksichtigt werden kann.

5. Wo sehen Sie die Wohlfahrtspflege in islamischer Trägerschaft in 15 Jahren? Eine Herausforderung wird der Aufbau föderaler Strukturen sein. Mittelfristig wird von einer Mitgliedschaft in der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege BAGFW ausgegangen. Zu klären ist noch, ob eine Struktur als islamischer Spitzenverband oder als islamische Wohlfahrtsgemeinschaft angestrebt wird.

Die Veranstaltung wurde mit den Statements von Vorstandsmitgliedern und Schlüsselpersonen aus den Verbänden beendet. Einig waren sich alle, dass der Tag ein Erfolg und ein Auftakt war, dass man mehr gemeinsames Handeln braucht, um eine professionelle Islamische Wohlfahrtspflege aufzubauen. Dr. Zekeriya Altuğ, Vorstandsvorsitzender des IKW e.V., fasste die Ergebnisse zusammen und betonte: „Wir nehmen die Ideen und Anregungen des Tages mit und können im Februar-März nächsten Jahres mit ein paar ersten Konzeptideen die nächsten Schritte einleiten. Natürlich wird es kein schnelles Ergebnis geben, da uns allen bewusst ist, dass es ein längerer Prozess ist, bis wir eine professionelle Islamische Wohlfahrt haben. Eins ist klar, wir brauchen hierfür sowohl eine innermuslimische Koordination wie auch eine Netzwerkarbeit nach außen. Diesen Prozess kann und will das IKW begleiten.“