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Dienstag, 19.10.2021

Tote bei Ausschreitungen im Libanon

Ministerpräsident Nadschib Mikati appellierte an die Bevölkerung, sich nicht in die Unruhen hineinziehen zu lassen

Beirut (KNA) Bei bewaffneten Protesten im Beiruter Stadtteil Tajouneh sind nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes am Donnerstag mindestens sechs Personen getötet und 30 weitere verletzt worden. Die Demonstrationen richteten sich gegen Tarek Bitar, den leitenden Untersuchungsrichter der Explosion im Hafen von Beirut im vergangenen August, wie örtliche Medien berichteten. Das Zivilkassationsgericht hatte am Donnerstagmorgen einen Antrag für den Abzug Bitars aus der Untersuchung abgelehnt.Zu den Protesten vor dem Justizpalast hatten demnach die Hisbollah und ihre Verbündeten aufgerufen, die die Absetzung Bitars forderten. Bei den Demonstrationen kam es zu Schusswechseln, wobei laut Berichten die Auslöser zunächst unklar waren. Zu den Opfern zählt laut Berichten eine 35-jährige Zivilistin, die durch einen Irrläufer am Fenster ihres Hauses tödlich am Kopf getroffen wurde.Der Zivilschutz musste laut Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA mehrere Familien aus der Schusszone evakuieren. Die Krankenhäuser wurden angewiesen, die Verletzten auf Kosten des Gesundheitsministeriums aufzunehmen.Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Joanna Wronecka, äußerte sich in einem Twitterbeitrag besorgt über die Gewalt in Beirut. Sie rief zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf.Ministerpräsident Nadschib Mikati appellierte an die Bevölkerung, sich nicht in die Unruhen hineinziehen zu lassen und Ruhe zu bewahren. Er berief zudem eine Dringlichkeitssitzung der Sicherheitsbehörden ein. Unterdessen versucht die libanesische Armee, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Auch die beiden schiitischen Parteien Amal und Hisbollah riefen ihre Anhänger zur Ruhe auf.Der Oberste Islamische Schiitenrat verurteilte laut NNA den "bewaffneten Hinterhalt" in einer Erklärung als "Versuch, Unfrieden zu stiften, um den Libanon in Chaos und Unordnung zu stürzen".Am Mittwoch war im Streit um den Untersuchungsrichter eine Kabinettssitzung abgesagt worden. Hisbollah hatte damit gedroht, die Regierung zu verlassen, sollte Bitar nicht abgesetzt werden. Verschiedene Abgeordnete hatten in den letzten Wochen vergeblich versucht, gerichtlich einen Abzug Bitars von dem Fall zu erreichen.Bei der Explosion von 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat in einer ungesicherten Lagerhalle waren mindestens 214 Menschen getötet und 6.500 weitere verletzt worden. Der Hafen und weite Teile der Stadt wurden beschädigt oder zerstört, rund 300.000 Menschen obdachlos. Wenige Monate nach Aufnahme der Untersuchung war mit Fadi Sawwan bereits einem leitenden Untersuchungsrichter wegen ähnlicher Vorwürfe der Fall entzogen worden. Der Fall ruhte daraufhin mehrere Monate.