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Dienstag, 05.10.2021


Unternehmer mit Migrationshintergrund

Ein vielfältiges Volk: Unser Deutschland

Ein Kommentar von Gökhan Ahmet

Berlin Das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei jährte sich zum 60. Mal. Ein Abkommen, dass das Gesicht Deutschlands verändern sollte. Zu diesem Anlass hielt unser Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, eine Rede. In dieser räumte er begangene Fehler wie mangelnde „Sprachkurse“, „Unterstützung“, „Integrationspolitik“ ein. Auch sprach er darüber, wie die „Menschen“, die kamen, eben Menschen waren statt nur sogenannte „Gastarbeiter“ und wie diese Menschen dieses Land bereicherten und bereichern werden. Sie trugen, so unser Bundespräsident, maßgeblich zum Wohlstand unseres Landes bei. Der mediale Tenor hingegen sieht anders aus. Muslime seien nicht demokratiefähig heißt es oft und auch immer öfter. Dies könnte den Anschein erwecken, dass unser Bundespräsident von einer romantisierten Vorstellung der Gesellschaft und der Muslime im Besonderen in seiner Rede ausginge.

Die Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ geben Steinmeier jedoch recht. 81% aller Muslime halten die Demokratie für die beste Staatsform und sind mit der Demokratie in diesem Land zufrieden. 19% zu wenig könnte man meinen. „Fast ein Fünftel aller Muslime seien unzufrieden mit der Demokratie in Deutschland“ könnte ebenfalls eine Schlagzeile lauten. Doch im Vergleich mit dem zum nichtmuslimischen Rest der Bevölkerung sind überdurchschnittlich viele Muslime zufrieden. Denn nur 70% der Gesamtbevölkerung sind tatsächlich zufrieden mit der Demokratie als Staatsform. Demnach ist fast ein Drittel der Bundesbürger unzufrieden mit der Demokratie. Hinzukommt, dass 71% der Muslime davon ausgehen, dass ihre soziale Lage besser sei als die ihrer Eltern. In der Gesamtbevölkerung glauben dies lediglich 44%.



Unser Bundespräsident rekurriert auf Fakten, wenn er sagt, dass unter den Einwanderern nun beispielsweise Künstler, Ärzte, Anwälte oder Minister seien. Es ist keine romantisierte Vorstellung der gesellschaftlichen Lage Deutschlands. Unser Bundespräsident ist Realist. Wenn die Kinder derjenigen, die als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen, sich nun in unterschiedlichsten Branchen etabliert haben, so ist das ein Erfolg, der anerkannt werden muss und nicht kleingesprochen werden darf. Er erinnert und mahnt jedoch: "Solange das Bild des Islams von Stereotypen und Vorurteilen geprägt sei, solange die Luft dünner werde für diejenigen, die sich für den organisierten Islam in unserer demokratischen Verfasstheit einsetzten, so lange ist das ‚Heimatversprechen‘ nicht eingelöst."

Steinmeier ist nicht bloß der Bundespräsident der deutschstämmigen Bürger Deutschlands, sondern aller in Deutschland lebenden Menschen. Seinen Worten darf, soll und muss Gehör geschenkt werden. Sie spenden Mut und Hoffnung in einer Zeit, in der gebetsmühlenartig Rassismus und Ressentiments geschürt werden.

Abschließend ermutigt er die Muslime: „Ich wünsche mir, dass den Beiträgen, die Muslime aus ihrem Glauben heraus für unsere Gesellschaft erbringen, die Wertschätzung zuteilwird, die sie verdienen.  Sie und Ihre Gemeinden gehören selbstverständlich in die Mitte unserer demokratischen, religiös so vielfältigen Gesellschaft. Nehmen Sie sich diesen Platz in der Mitte, der Ihnen zusteht, und füllen Sie ihn aus. Gestalten Sie dieses Gemeinwesen mit, denn es ist Ihre Gesellschaft!"

Gökhan Ahmet