Seit Jahrzehnten gleicht die Situation der Muslime jener von Don Quijote und dessen ausweglosen Kampf gegen die Windmühlen. Wie kaum eine andere Religion auf dem Globus sind der Islam und die Muslime Zuschreibungen ausgesetzt, die den Islam leichtfertig zu einem Feindbild stilisieren.
Viele Muslime werden sich erinnern, wie lapidar der Begriff Dschihad hierzulande mit Heiliger Krieg wiedergegeben wurde und oftmals noch wird, gleichwohl schon die Vorstellung ein Krieg könne heilig sein, dem Qur’anfremd ist. Und viele Muslime werden sich ebenso erinnern, wie viele Jahrzehnte sie versuchten hierüber aufzuklären, aber nur selten Gehör fanden. Kurioserweise sprach man jenen, die diese Religion lebten und praktizierten, jegliche Kenntnis von derselben ab.
Ein anderes leidiges Beispiel ist die Verkürzung des Begriffs Schari’a auf das islamische Strafrecht. Auch hier bemühten sich die Muslime jahrelang vergebens um eine differenzierte Sichtweise, drangen aber damit niemals zur Mehrheitsgesellschaft vor. Seitdem ist es zu einem beliebten Spiel geworden, Muslimen die Gretchenfrage zu stellen: Schari’a oder Grundgesetz? Wobei dies gar keine Gretchenfrage ist, würde man muslimische Projekte wieDas Grundgesetz im (Migrations)-Vordergrundeinmal zur Kenntnis nehmen.
Manche Frustrierten wähnten schon, man solle doch einfach die missverständlichen Termini wie Dschihad und Schari’a nicht mehr verwenden. Doch damit wäre der Aufklärung über den Islam keinen Gefallen getan, vielmehr würde dies bedeuten, Muslime müssten grundlegende Begriffe ihrer Religion verleugnen, nur weil eine andersgläubige Mehrheit wie auch fehlgeleitete muslimische Gruppierungen ihnen die Deutungshoheit über diese Begriffe streitig machen.
Wo ein Feindbild, dort auch Feindzuschreibungen. Mit wie vielen Bezeichnungen wurden Muslime allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten konfrontiert? Fundamentalisten, Fanatiker, Islamisten, dschihadistische Islamisten, legalistische Islamisten, gemäßigte Islamisten, Salafisten, wobei die Definition dieser Bezeichnungen stets merkwürdig schwammig und unklar blieb. Aber ökonomisch zog jeder Begriff eine Welle von panikschreienden Buchveröffentlichungen, Fernsehsendungen, Sicherheitskonferenzen und das Anwachsen des Sicherheitsapparates zwecks der Feindbeobachtung nach sich. Die Angst vor dem Islam und die Panikmache mit dem Islam sind unlängst ein lukratives Geschäftsmodell geworden und sichern so manchen Arbeitsplatz.