Der Direktor von Caritas Bosnien-Herzegowina forderte von seinen europäischen Schwester-Organisationen mehr Hilfe für die Flüchtlingsarbeit. Im Caritas-Netz erfahre man "leider viel zu wenig Unterstützung", sagte Tomo Knezevic in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zwar hülfen manche nationalen Caritas-Verbände durchaus, auch einzelne Caritas-Vertreter aus den Bistümern Eichstätt und Graz-Seckau sowie die Italienische Bischofskonferenz täten das. "Aber die meisten Caritas-Verbände in Europa schweigen, leider auch der deutsche. Unsere Telefone sind in dieser Hinsicht leider stumm."
Knezevic ergänzte: "Dabei brauchen wir dringend mehr Solidarität, um unsere Arbeit fortführen zu können." Auch die Europäische Union (EU) sei in der Pflicht. "Die EU, besonders Deutschland, hat vor gut fünf Jahren ein klares Willkommenssignal an Flüchtlinge gesandt und sie so zum Herkommen ermutigt", sagte der Caritas-Chef. Heute hingegen würden die Menschen ausgesperrt, teils mit Gewalt zurückgedrängt und ihr Schicksal zur Abschreckung missbraucht.
Der Geistliche kritisierte: "Das ist ebenso schändlich wie die Tatsache, dass Europa Bosnien-Herzegowina als seinen Hinterhof ausnutzt, zu dem man Fenster und Türen verrammelt. Wir müssen das humanitäre Drama nun ausbaden, obwohl wir selbst ein noch sehr versehrtes Nachkriegsland sind und von Armut geprägt." Knezevic weiter: "Die EU darf in der Flüchtlingsfrage nicht den Pilatus geben und ihre Hände in Unschuld waschen. Christen dürfen das schon gar nicht."In Bosnien-Herzegowina harren nach Angaben der nationalen Caritas etwa 10.000 Flüchtlinge aus Asien und Afrika teils unter widrigsten Bedingungen aus. Die allermeisten von ihnen seien junge muslimische Männer, die ihre Heimat aus wirtschaftlichen Gründen verlassen hätten.