Jährlicher Hatecrime-Report des ODIHR: Polizei muss Hassverbrechen filmen können!
4621 Opfer von Hassverbrechen in 2019 allein, davon 558 gegen Muslime (Dunkelziffer höher) - Leitfäden, Handreichungen und Unterstützung gegen Hassverbrechen auf der Startseite des ODIHR - effektive Mittel aber noch nicht für alle Staaten verfügbar
Warschau - Mit der Veröffentlichung des jährlichen Berichts über Hassverbrechen am heutigen Internationalen Tag für Toleranz unterstreicht das OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) die Notwendigkeit, dass die Polizei Hassverbrechen aufgezeichnet werden müssen, um sicherzustellen, dass Opfer erkannt werden und die Unterstützung erhalten, die sie so dringend benötigen.
Hinter jedem Hassverbrechen steckt eine schmerzhafte und oft traumatische Geschichte von physischen und psychischen Verletzungen, Ängsten und Bedrohungen. Opfer von Hassverbrechen werden dafür angefeindet, wer sie sind und darauf reduziert, welche Merkmale ihrer Identität eigen sind und welche sie mit anderen teilen. Die Aufzeichnung solcher Verbrechen und die Unterstützung der Betroffenen ist daher der Schlüssel zur Gewährleistung der Sicherheit einzelner Opfer, ihrer Gemeinschaften und der Gesellschaft insgesamt.
"Wer sind die Opfer?" - Statistik über die Opfer von Hassverbrechen
Minimum von 4.621 Opfern von Hassverbrechen - für 2019 allein
Die heute veröffentlichten Daten zeigen, dass in vielen Ländern Mechanismen vorhanden sind, um umfassende Daten zu Hassverbrechen aufzuzeichnen und zu sammeln. Eine große Anzahl bietet jedoch immer noch nicht die für die Polizei und Staatsanwaltschaft nötigen Mittel und Wissen, das sie benötigen, um solche Verbrechen zu eindeutig auszumachen, aufzuzeichnen und effektiv zu untersuchen. Dies beraubt Opfern von Hassverbrechen zusätzlich häufig der Möglichkeit, auf dringend benötigte fachliche Unterstützung zurückgreifen zu können.
ODIHRs Datensatz für Hassverbrechen ist der weltweit größte seiner Art und sammelt Informationen sowohl aus offiziellen als auch aus zivilgesellschaftlichen Quellen. Insgesamt 39 OSZE-Staaten meldeten dem ODIHR für 2019 offizielle Daten zu Hassverbrechen, darunter 25 Staaten, die Zahlen vorlegten, die aufgrund von Voreingenommenheit und Vorurteilen entstanden sind. Der Datensatz enthält eine Rekordzahl von 3.207 statistisch aufgenommenen und 3.757 mündlich beschriebenen Fällen von Hassverbrechen, die in der Zivilgesellschaft gemeldet wurden, was ein Minimum von 4.621 Opfern von Hassverbrechen entspricht.
Hassverbrechen gegen Muslime in Deutschland 2019 und ihre verschiedenen Formen
Polizei und Staatsanwaltschaft benötigen mehr Mittel für die Dokumentation von Hassverbrechen - Hohe Dunkelziffer
Jedes Hassverbrechen ist unterschiedlich, weshalb die den Opfern angebotene Unterstützung auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein muss, heißt es im ODIHR-Report. Dies können Polizeischutz, psychosoziale Unterstützung, praktische Hilfe und Informationen über das Strafverfahren sein. Durch diese Unterstützung können die Opfer auch eine wichtige Rolle bei der Ermittlung und Verfolgung von Hassverbrechen beitragen. Vor allem müssen sie respektvoll und sensibel behandelt werden, um weiteren psychischen Schäden vorzubeugen und ihre langfristige Genesung zu unterstützen.
In den nächsten drei Tagen werden die Ergebnisse des Datensatzes 2019 auf einem jährlichen Treffen offizieller Vertreter aus der gesamten OSZE-Region vorgestellt, die für die Meldung von Daten zu Hassverbrechen an das ODIHR verantwortlich sind. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wird das Treffen erstmals online stattfinden.