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Montag, 23.11.2020


Einer der dutzenden vom Krieg/Genozid und Artillerie durch die Serben zerstörten Häuser und Schulen in Bosnien

25 Jahre nach Dayton: Stagnation und Spaltung in Bosnien-Herzegowina

Kritik an Dayton: "Die Spaltung des Landes wurde entlang ethnischer Linien zementiert und eine serbische Einfluss-Sphäre geschaffen, die die Stabilität der gesamten Region bedroht.", so die GfBV

Sarajevo/Bonn In Bosnien-Herzegowina bleiben nach Ansicht von Beobachtern auch 25 Jahre nach Abschluss des Friedensvertrags von Dayton viele Problem ungelöst. "Die Konstruktionsfehler des Abkommens beeinträchtigen die Entwicklung Bosniens bis heute", kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. "Es hat die Spaltung des Landes entlang ethnischer Linien zementiert und eine serbische Einfluss-Sphäre geschaffen, die die Stabilität der gesamten Region bedroht." Zwar hätten die nationalistischen und ethnisch-dominanten Parteien bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag etwas von ihrer Macht eingebüßt. Trotz dieses Hoffnungsschimmers stehe Bosnien noch immer am Rande eines neuen Konflikts.


Einer der dutzenden vom Krieg/Genozid und Artillerie durch die Serben zerstörten Häuser und Schulen in Bosnien
Vertrag von Dayton - bis heute eine Katastrophe

Der Vertrag von Dayton wurde am 21. November 1995 unterzeichnet. Er beendete den blutigen Bosnien-Krieg mit schätzungsweise 100.000 Toten, der sich aus dem Zerfall Jugoslawiens speiste. Das Abkommen schrieb zwei sogenannte Entitäten, die Föderation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska, als Bestandteile von Bosnien-Herzegowina fest. Zugleich installierte es eine zivile und eine militärische Kontrolle, die heute vom Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina beziehungsweise von EUFOR-Truppen wahrgenommen wird.


Eines der Wahrzeichen von Bosnien, zerstört und wiederaufgebaut durch den Krieg/Genozid
Der Jugend fehlt Antrieb, Perspektiven - es ist noch nicht vorbei

Die Münchner Historikerin Marie-Janine Calic, eine Spezialistin für die Geschichte Südosteuropas, zog im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) eine gemischte Bilanz. Zwar habe der Vertrag Mord, Vertreibung und Zerstörung in Bosnien-Herzegowina beendet, sodass mehr als die Hälfte der rund zwei Millionen Flüchtlinge zurückkehren konnten. Zugleich weise das Abkommen aber ein "gravierendes Versäumnis" auf: Es erlaube den Konfliktparteien, ihre ursprünglichen Ziele mit nicht militärischen Mitteln weiterzuverfolgen. Zwischen muslimischen Bosniaken und orthodox geprägten Serben gebe es "kein gemeinsames Staatsverständnis".

Der Hohe Repräsentant Valentin Inzko betonte es fehle gerade jungen Menschen an Perspektiven. Die wichtigsten politischen Parteien seien "in ein System aus Korruption und Vetternwirtschaft" verstrickt.