islam.de - Druckdokument - Druckdatum: Freitag, 19.04.24
https://www.islam.de/32672.php


islam.de - Alle Rechte vorbehalten

Montag, 19.10.2020


Terrorakt Paris - Je suis Paris

Terrorakt Paris - Franzosen trauern um getöteten Lehrer, ZMD veruteilte das Attentat scharf

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek mahnte dabei die Gesellschaft an, nicht von Extremisten jedweder Couleur gespalten zu werden und stattdessen vereint gegen Extremismus vorzugehen.

Paris (KNA) In ganz Frankreich haben am Sonntag Zehntausende an Trauerkundgebungen für den bei einem offenbar "islamistischen" Anschlag getöteten Lehrer Samuel Paty teilgenommen. Um 15 Uhr klatschten die Menschen minutenlang auf der Pariser Place de la Republique. Französischen Fernsehberichten zufolge hielten viele Teilnehmer Schilder mit der Aufschrift "Je suis Prof" oder "Je suis enseignant" (dt.: Ich bin Lehrer) in die Höhe. Die Menge skandierte: "Freiheit dem Ausdruck, Freiheit der Lehre". Redner bekundeten ihre Abscheu angesichts der Bluttat. Sie forderten ein gesellschaftliches Zusammenstehen gegen den extremistischen Terrorismus. Zu Versammlungen kam es auch in Lyon, Toulouse, Strasbourg, Nantes, Marseille, Lille und Bordeaux.

Der 47-jährige Paty war am Freitag in dem Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft von einem 18-Jährigen Muslim mit russisch-tschetschenischen Wurzeln mit einem Messer enthauptet worden. Der Angreifer wurde kurz nach der Tat von der Polizei erschossen. Inzwischen sind elf Personen aus der Familie und dem näheren Umfeld des Mannes festgenommen worden.

Grund für den Mordanschlag auf Paty ist nach bisherigen Erkenntnissen, dass der Geschichts- und Geografielehrer in seinem Unterricht die Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, um mit den Schülern über Meinungs- und Glaubensfreiheit zu diskutieren. Den muslimischen Schülern stellte er zuvor frei, die Bilder anzusehen. Dennoch soll er damit Proteste muslimischer Eltern erregt und auch Drohungen erhalten haben.

Solidarität mit den Opfern, Kampf gegen Extremismus

Staatspräsident Emmanuel Macron hatte die Bluttat am Freitagabend bei seinem Besuch am Tator als eindeutig "islamistisches" Attentat bezeichnet. "Ich rufe alle unsere Landsleute auf, zusammenzustehen, vereint zu sein". "Sie werden damit nicht durchkommen", so Macron mit Blick auf die Extremisten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich ebenfalls betroffen. Neben den Angehörigen des Opfers denke sie an die Lehrer in Frankreich und Europa. "Ohne sie gibt es keine Staatsbürger. Ohne sie gibt es keine Demokratie", schrieb sie auf Twitter.

Auch die Französische Bischofskonferenz zeigte sich entsetzt. Die Tat stürze sie in "tiefe Trauer", hieß es in einem Tweet der katholischen Bischöfe. "Die Katholiken beten für ihn und seine Familie." Brüderlichkeit sei eine dringende Notwendigkeit.

Der Großimam von Bordeaux, Tarek Oubrou, verurteilte das Attentat scharf und verteidigte das Recht, die Mohammed-Karikaturen zu zeigen. "Gott hat dem Menschen die Erlaubnis gegeben, das Göttliche zu karikieren", sagte er laut dem Sender BFM TV. Theologisch lasse sich das aus den religiösen Texten begründen. Es sei notwendig, Schülern Toleranz und Offenheit zu lehren.

"Ihr spaltet uns nie!"

Der Vositzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, veruteilte den Terrorakt scharf und mahnte dabei die Gesellschaft an, nicht von Extremisten jedweder Couleur gespalten zu werden und stattdessen vereint gegen Extremismus vorzugehen.

In den sozialen Medien drückte der ZMD-Voristzende Aiman Mazyek sein Beileid mit Paris und Frankreich kurz nachdem Geschehen aus und ermahnte die Gesellschaft erneut über die Gefahr des Terror und Extremismus:

"Ein abscheulicher Mordakt ist das in Paris. Fassungslos trauere ich mit den Angehörigen des Opfers, mit dem französischen Volk in Solidarität stehen wir zusammen. Terror ist eine Gefahr für uns alle, er will neben dem Tod die Zerstörung der Gesellschaft. Kämpfen wir gemeinsam dagegen."

Frankreich wird seit Jahren von extremistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben offiziellen Zählungen zufolge mehr als 250 Menschen.