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Montag, 24.08.2020


Rohingya Flüchtlingskinder

Massenvertreibung und Völkermord an muslimischen Rohingya - Und die Welt schaut zu

UN-Bericht über buddistische Regierung in Myanmar: "Massaker in großem Stil, Morde an Zivilisten, Frauen, Kindern und Alten. Massenvergewaltigungen, Brandschatzungen und Plünderungen. Die Schätzungen von 10.000 ermordeten Rohingya sind konservativ."

Göttingen Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat auf die dramatische Situation in den Rohingya-Flüchtlingscamps in Myanmar und Bangladesch aufmerksam gemacht. "Die Geflüchteten in den überfüllten Lagern (...) sind zunehmend verzweifelt", sagte Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Vor drei Jahren, am 25. August 2017, hatte die Armee von Myanmar mit der Vertreibung von mehr als 700.000 muslimischen Rohingya begonnen.

Die Rohingya sind in Myanmar offiziell nicht als eigenständige Bevölkerungsgruppe anerkannt. Die UN stufen sie als die „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ ein. Als Staatenlose verfügen sie über keinerlei Rechte. Sie dürfen nicht wählen, haben keinen Zugang zu höherer Bildung und eine offizielle Ausreise wird ihnen nicht gestattet. Auch innerhalb des Landes sind sie Reisebeschränkungen unterworfen.

Ein Gesetz von 1982 verweigert den Rohingya die Staatsbürgerschaft und entsprechende Dokumente. Grundbesitz der Rohingya wird beschlagnahmt und Privatbesitz zerstört oder gestohlen. Laut Rohingya-Aktivisten sei beschlagnahmtes Rohingyaland von der Regierung an die buddhistische Mehrheit innerhalb und außerhalb des Rakhaing-Staats, dem Siedlungsbereich in dem die Rohingya leben, zur Besiedlung verteilt worden. Mehr als ein Viertel des gesamten Ackerlandes überließ man nach diesen Berichten dem Dschungel.

Ziel der Regierung sei es, den Rakhaing-Staat in eine rein buddhistische Region und die Muslime in eine bedeutungslose oder massenhaft verdrängte Minderheit umzuwandeln. Auch seien Pagoden und buddhistische Klöster an Stellen errichtet worden, wo zuvor muslimische Stätten standen. Sondersteuern, Zwangsarbeit, Heiratsbeschränkungen und Manipulationen bei der Registrierung von Geburten und Todesfällen schränken das alltägliche Leben ein. Dazu kommen illegale Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigungen und Morde.


Rohingya Flagge
Systematischer Völkermord unter den Augen der Weltbevölkerung

Schätzungsweise 1,5 Millionen Rohingya leben staatenlos im Exil, doch auch hier sind sie Repressalien ausgesetzt. Auf Betreiben Myanmars und der buddhistischen Regierung kommt es in verschiedenen Staaten zur illegalen Inhaftierung von Exil-Rohingya, so in Bangladesch, Indien, Pakistan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Thailand und Malaysia, so wie jetzt im größten Flüchtlingslager von Rohingya in Bangladesch.

Selbst außerhalb ihres Landes werden sie wieder eingeholt, gefoltert, vertrieben, ermordet und ihre Frauen und Kinder vergewaltigt.

Die sogenannten „Gäste“ wie sie in entwürdigender Weise von den Buddhisten im Land Myanmar genannt werden, leben seit fast zweihundert Jahren in Myanmar. Seit die britischen Kolonialherren sie als billige Arbeitskräfte ins Land holten. Seitdem werden die Rohingya ausgegrenzt und diskriminiert.

Über 800.000 von ihnen sind vor Terror und Gewalt nach Bangladesh geflohen. Die buddistische Regierung in Napidaw, Myanmar hat ihnen vor zwei Jahren die Rückkehr versprochen: Die humanitäre Katastrophe war fatal für das internationale Renommee Myanmars. Das war wohl auch eher ein PR-Gag, denn tatsächlich vegetieren fast alle Rohingyas lieber in den Elendslagern in Bangladesh, als zurückzukehren in Hass und Gewalt.

Da Covid-19 noch erschwerend hinzukam, macht es das Leben in dem Flüchtlingslager der Rohingya unerträglich, ja eigentlich unmöglich. Nicht auch wegen der massiven medizinischen Unterversorgung und dem fehlenden Personal um die Corona Ausbreitung effizient und medizinisch zu stoppen und zu isolieren. Dutzende Fälle von Corona sind dadurch im größten Flüchtlingslager der Welt, durch die Vertreibung aus dem eigenen Land Myanmar, bestätigt worden.


Teil eines Flüchtlingslagers in Bangladesch
Weltengemeinschaft verkennt Katastrophe - Hunderttausende Menschen psychisch und physisch erschöpft, schwer traumatisiert

Die Situation der Überlebenden habe sich seitdem kontinuierlich verschlechtert, so die GfbV. "Die Regierung Myanmars hat ihnen die Staatsbürgerschaft genommen, ihre Heimat, ihren Besitz, ihre Würde und oft genug ihr Leben. Mit der Weigerung, die Rohingya als Volksgruppe anzuerkennen und Sicherheit in ihrer Heimat zu garantieren nimmt sie den Überlebenden auch noch ihre Hoffnung und ihre Zukunft", hieß es.

Die Rohingya-Kinderärztin Ambia Perveen, Vizepräsidentin des European Rohingya Council und Ehrenmitglied der GfbV, hält die desolaten Zustände in den Lagern für nicht mehr lange tragbar: "Die internationale Gemeinschaft verkennt den katastrophalen Zustand der Überlebenden des Genozids und ihrer Angehörigen. Hunderttausende Menschen sind psychisch und physisch völlig erschöpft. Dazu sind sie finanziell ruiniert und vielfach schwer traumatisiert.

"Niemand spreche von den Verbrechen an Kindern und Frauen, die heute am meisten litten und dringend gezielte Hilfe benötigten. Eine provisorische Unterkunft und die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser sei keine Dauerlösung. "Die Menschen in den Lagern dürfen sich nicht frei bewegen. Die Kinder bekommen keine Bildung, die Erwachsenen können nicht arbeiten. Von der Gesundheitsversorgung und dem Internet sind sie oft abgeschnitten.", so Perveen.

Die muslimischen Rohingya sind eine von 135 Minderheiten im Vielvölkerstaat Myanmar. Sie werden dort seit Jahrzehnten systematisch diskriminiert.


Im Bericht der UN zu der Lage der muslimischen Rohingya heißt es: „Der UN charakterisiert die Ereignisse im Rakhine-Staat als humanitäre Katastrophe, die vorhersehbar war und geplant. Eine Katastrophe, die ernsthafte Folgen haben wird für viele Generationen, wenn nicht für immer. Unser Bericht beschreibt Säuberungsaktionen im nördlichen Rakhine-Staat, gekennzeichnet durch Massaker in großem Stil, Morde an Zivilisten, Frauen, Kindern und Alten. Massenvergewaltigungen, Brandschatzungen und Plünderungen. Die Schätzungen von 10.000 ermordeten Rohingya sind konservativ.“


(islam.de/wiki)