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Montag, 22.06.2020


Cover EIR (European Islamophobia Report) 2019

"European Islamophobia Report (EIR) 2019" deckt vermehrte Muslimfeindlichkeit in der Gesellschaft auf

Muslimfeindliche Diskurse werden salongfähig durch diskriminierende Erklärungen, Gesetzesvorlagen und Sicherheitspolitiken, die die in Europa lebenden Muslime zum Ziel setzen

Die SETA (Stiftung für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Forschung) hat am 20. Juni 2020 den neuen Muslimfeindlichkeits-Bericht (European Islamophobia Report 2019) veröffentlicht.

Während ein muslimfeindlicher Terroranschlag in Christchurch (Neuseeland) im Jahr 2019 Schlagzeilen machte, wurden auch Moscheen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Norwegen zur Zielscheibe. Es gab dutzende Tote sowie Verletzte.

Aus der Pressemitteilung des EIR geht hervor, dass hinsichtlich dieser zunehmenden Bedrohung, europäische Staaten eine zumeist zweideutige Haltung zeigten. Einerseits arbeiten die europäischen Regierungen hart daran rechtsextreme Terrorgruppen aufzuspüren und abzubauen. Andererseits beteiligen sie sich an der Normalisierung islamfeindlicher Diskurse durch diskriminierende Erklärungen, Gesetzesvorlagen und Sicherheitspolitiken, die die in Europa lebenden Muslime zum Ziel haben.

Weiter heißt es, dass in Folge dieser Salongfähigkeit nicht nur rechtsextreme, sondern auch demokratische und liberale Mehrheitsregierungen angefangen haben das Leben der Muslime zu gefährden und ihre Grundrechte einzuschränken.
Beispielsweise hat die FPÖ in Österreich eine Anpassung zur Änderung des Schulgesetzes vorgelegt, welches ein Kopftuch-Verbot für Schülerinnen bis 14 Jahre sowie für Lehrerinnen vorsieht. In Belgien wurde die Halal-Schlachtung verboten. In Dänemark wurde es zur Pflicht Beamten während der Einbürgerungszeremonie die Hand zu reichen. In Frankreich kam es zur Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes zur Gewährleistung der sogenannten religiösen Neutralität von Personen, die zum öffentlichen Bildungsdienst beitragen, das heißt beispielsweise ein Kopftuch-Verbot in diesen Diensten.


Demonstration in Großbritannien gegen Muslimfeindlichkeit
32 WissenschaftlerInnen, Experten und Aktivisten aus der Zivilgesellschaft aus diversen europäischen Ländern untersuchten muslimfeindliche Tendenzen in den Medien, der Politik, der Justiz und dem Internet

Neben den Versuchen von Regierungen und politischen Parteien Gesetze umzusetzen, die sich direkt an Muslime als religiöse Staatsbürger richten, seien auch Mainstream-Medien und private Institutionen dafür verantwortlich, dass anti-muslimische Stimmung verbreitet wird. Einer der auffälligsten islamfeindlichen Skandale im Jahre 2019, der zur Normalisierung der Islamfeindlichkeit führte, war der Skandal um die Entscheidung des Nobel-Komitees, Peter Handke den Nobelpreis für Literatur zu verleihen. Während des Kosovo-Krieges hatte dieser den Wunsch geäußert „ein serbisch-orthodoxer Mönch sein zu wollen, der für Kosovo kämpft“. 2006 hielt er eine Laudatio bei der Beerdigung von Slobodan Milošević, dem serbischen Diktator, der in den 1990er Jahren für die Völkermorde an Albanern und Bosniern verantwortlich war.

Der „European Islamophobia Report“ wird seit 2015 jährlich von Enes Bayraklı und Farid Hafez herausgegeben. Inhaltlich bietet der Muslimfeindlichkeits-Bericht eine allgemeine Bewertung zur Muslimfeindlichkeit in Europa im Jahre 2019. Darüber hinaus befinden sich 32 Länderberichte zu beinahe allen Ländern der Europäischen Union. Jenseits der Europäischen Union sind Länderberichte zu Russland, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kosovo, Nord-Makedonien und Montenegro enthalten.

Pro-aktive Lösungen aus der Zivilgesellschaft gegen Muslimfeindlichkeit im Alltag, im Beruf und in der Politik

32 WissenschaftlerInnen, Experten und Aktivisten aus der Zivilgesellschaft aus diversen europäischen Ländern, die sich zum Thema Rassismus und Islamfeindlichkeit spezialisiert haben untersuchten muslimfeindliche Tendenzen in den Medien, der Politik, der Justiz und dem Internet und bieten konkrete Empfehlungen für die Zivilgesellschaft und Politik wie gegen Muslimfeindlichkeit vorzugehen ist.


Der übersichtlich gegliederte, komplette und für jeden frei zugängliche „European Islamophobia Report“ 2019 repräsentiert ein nützliches und wertvolles Instrument für jeden Aktivisten oder politischen Entscheidungsträger, dem antimuslimischen Rassismus entschlossen entgegentreten möchte.
 

Dessen Ergebnisse wurden von 165 Ländern sowie internationalen Organisationen, Politikern, Nicht-Regierungsorganisationen, WissenschaftlerInnen sowie lokalen und internationalen Medien zitiert. Darin werden nicht nur die Erscheinungen der Muslimfeindlichkeit in 32 enthaltenen Länderberichte analysiert, sondern er beinhaltet auch pro-aktive Lösungen aus der Zivilgesellschaft gegen Muslimfeindlichkeit im Alltag, im Beruf und in der Politik.

Der „European Islamophobia Report“ 2019 und die Berichte der Vorjahre können auf der Webseite www.islamophobiaeurope.com heruntergeladen werden.

Zum "European Islamophobia Report" 2019 (EIR) geht es hier