Dienstag, 07.06.2005
Wenn ich die Leserbriefe, an „Islam.de“ gerichtet, lese, so finde ich auch dort, wie fast überall in der Welt, ein ständiges „Für-und-Wider“, bezogen auf irgendwelche Gruppen, Menschen oder Aussagen. Damit werden aber sehr oft unüberbrückbare Gegensätze zu den anderen geschaffen, die Gemeinsamkeit oder Zusammenarbeit verhindern. Gegensätze sorgen nicht für Frieden, sondern sie fördern den Abstand, das sich Fremd bleiben und die Ablehnung oder gar den Hass aufeinander. Die Bürgerkriege in allen Teilen der Welt beruhen auf Trennung und sich Fremdsein und sie sind auf diesem Hintergrund entstanden. Wir werden demselben Schicksal nicht entgehen, wenn wir diesen Kreislauf – mit der Schaffung von Gegnern - nicht stoppen.
Deshalb sollten wir uns alle genau bewußt machen: Ohne gemeinsames Handeln aller Großgruppen, Völker, Religionen und Kulturen an den großen Weltproblemen, hat die Menschheit, in den nächsten Generationen keine Chance mehr zu überleben. Dafür brauchen wir nicht einmal einen großen Krieg, wir brauchen nur weiterhin das Misstrauen fördern und weiterhin so wenig zusammen zu arbeiten, wie bisher. Wer letztlich Recht hat oder Unrecht, wer stärker oder schwächer ist, dass ist unter dieser Bedingung fast schon unwichtig.
Zu den über 1000 Großproblemen, die nur alle gemeinsam lösen können, gehören: Die Klimakatastrophe, die wachsende Überbevölkerung der Welt, die Vernichtung der Lebensräume für Mensch und Tier, die Armut in der Welt, die übergroße Ungerechtigkeit, die ABC – Waffen, das Analphabetentum, der Terrorismus in der Welt, die Überfischung der Meere, das Ansteigen der Weltmeere usw.
Die Antwort auf diese große Bedrohung muss ein dafür sein, statt ein dagegen. Wir müssen uns ständig bewußt mit sturer Beharrlichkeit für den Frieden, für die Zusammenarbeit, für die Gerechtigkeit und für die Vergebung, die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung usw. aller Menschen einsetzen, wir müssen uns für alle und die Lebensberechtigung aller einsetzen, denn dies ist letztlich der Wille Gottes / Allahs.
In allen Religionen finden wir die „Goldene Regel“ in der einen oder der anderen Form wieder: „Was Du für Dich selbst wünschest, dass wünsche auch für die anderen!“ In der Bibel finden wir zu dem: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!“ Was wir jedoch im täglichen Umgang miteinander erleben, ist oft etwas ganz anderes, denn „irren ist menschlich“. Die Folge ist, wir müssen den Menschen ihr Menschsein immer wieder vergeben, sonst kommen wir letztlich nicht weiter.
Juden, Christen, Moslems und die Vertreter anderer Religionen u.a.m. sind Menschen wie wir, mit vielen ähnlichen Sorgen, Wünschen, Problemen, Irrtümern oder Ängsten wie wir. Niemand besitzt die Wahrheit allein, noch sind die meisten besser als die anderen. Im Fehler machen, in der Sünde, sind sich alle noch am ähnlichsten. Also kann und sollte man sich zusammensetzen und gemeinsam die Schwächen aufarbeiten und überwinden, die die Menschen voneinander oder auch von Allah trennen.
In jedem Elternhaus, in jeder Schule und Universität, in Gemeinden, Regierungen und Parlamenten muss der Friede, die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung sowie die Zusammenarbeit aller für das Überleben der Menschheit zum Thema gemacht werden. Es ist wichtig für religiöse Menschen Brücken zu bauen zu den Texten ihrer heiligen Schriften und mit Hilfe ihrer heiligen Schriften zu allen Menschen und Gemeinschaften dieser Welt. Warten wir nicht auf die anderen, sondern tun wir es auch eigener Erkenntnis, eigenem Entschluss, unabhängiger Festigkeit. Sonst hat die Menschheit keine Chance mehr und alles was wir sonst tun für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder oder in der Formulierung von Gegensätzen, ist dann (oft) vergeblich getan oder sogar tötlich schädlich.