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Dienstag, 31.05.2005
NRW-Integrationsbeauftragter Lefringhausen verabschiedet
"Migranten wollen nicht länger als Sozialfälle der Nation wahrgenommen werden, die unsere Sozialkassen plündern"
Der Integrationsbeauftragte der NRW-Landesregierung, Klaus Lefringhausen, ist am Montag nach dreieinhalb Jahren aus seinem Amt verabschiedet worden. In einem epd-Gespräch in Düsseldorf forderte er ein Ende der "problemlastigen Debatte" über Ausländer. In der öffentlichen Diskussion werde ausgeblendet, dass Integration zu 90 Prozent gelinge, sagte Lefringhausen. "Migranten wollen nicht länger als Sozialfälle der Nation wahrgenommen werden, die unsere Sozialkassen plündern", betonte der 71-Jährige.
Zugewanderte wollten sich stattdessen gebraucht fühlen und an den gesellschaftlichen Problemen mitarbeiten, sagte Lefringhausen. Er appellierte an die Bürgermeister des Landes, die Menschen zu kreativen Runden einzuladen, statt immer nur "ihre Forderungen abzuschmettern". Umgekehrt sollten sich Migranten-Verbände und Religionsgemeinschaften darauf vorbereiten, dass sie gefragt werden, wo ihr Beitrag liegt. Längst überfällig sei, dass sie sich nicht mehr nur im interreligiösen Dialog engagieren, sondern auch in den Städten und Gemeinden, zum Beispiel bei Problemen in Schulen.
Lefringhausen kündigte an, sein Engagement fortzuführen, falls sein Amtsnachfolger nicht in seinem Sinne weiterarbeiten sollte. Als Vorsitzender der Integrationsstiftung NRW wolle er weiter den Kontakt zu den Religionen pflegen. Von seinem Nachfolger wünscht er sich eine weitere Kurskorrektur in Richtung Beteiligung der Migranten. Nachholbedarf sieht er auch bei der Verbesserung der Situation der illegal in Deutschland lebenden Ausländer. Lefringhausen appellierte zudem an die Landesregierung, Integrationspolitik nicht länger als "Unterthema der Sozialpolitik" oder "Dramatisierungsfaktor der Sicherheitspolitik" zu behandeln.
Der diplomierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler sieht sich als unabhängigen Makler zwischen Migranten und Deutschen. Vor der Zeit als Integrationsbeauftragter war er Nord-Süd-Beauftragter des Ministerpräsidenten, nachdem er kurzzeitig das Bonner Büro des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts geleitet hatte. In den 70er und 80er Jahren war Lefringhausen Geschäftsführer der Gemeinsamen Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er durch diplomatische Missionen in Bürgerkriegsländern bekannt. Vorher leitete er das Bochumer Sozialwissenschaftliche Institut der evangelischen Kirche und war Geschäftsführer des Deutschen Forums für Entwicklungspolitik.