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Montag, 19.03.2018

KRM sehr besorgt über die islamfeindlichen Anschläge und Übergriffe der letzten Tage

Wir als Koordinationsrat der Muslime – KRM (eine Zusammensetzung von DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD) sind sehr besorgt angesichts der aktuellen Gewaltwelle gegenüber Moscheen und Einrichtungen von Muslimen in Deutschland. Muslime stehen ohnehin seit Jahrzehnten unter ständiger rechtsextremer Bedrohung. Diese Bedrohungslage wird durch ausländische Terrorgruppen weiter verschärft. 

Seit Jahresbeginn verzeichnen wir bereits den 24. Übergriff auf eine Moschee. Allein in den vergangenen Wochen wurden zumeist zahlreiche Gebetshäuser und Moscheen sowie Geschäftslokale von Muslimen angegriffen. Die Täter haben vandaliert, Fensterscheiben eingeschlagen und Molotowcocktails geworfen. Sie haben dabei den Tod von Menschenleben billigend in Kauf genommen. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. Es ist nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn sich das Feuer mitten in der Nacht auf Wohnungen ausgebreitet hätte.

Zahlen des Bundesinnenministeriums zufolge wurden im vergangenen Jahr 950 islamfeindliche Straftaten registriert, mehr als hundert dieser Übergriffe wurden auf Moscheen und islamische Gebetshäuser verübt. Angesichts dieser massiven Bedrohungslage vermissen wir eine spürbare Anteilnahme der Öffentlichkeit und der Politik. Nur vereinzelt gab es deutliche Unterstützung von der Polizei oder der lokalen Politik, die Moscheen besucht und eine gesteigerte Aufmerksamkeit versprochen hat. Angesichts der Schwere und der zeitlichen Intensität der Straftaten wäre aber ein Mindestmaß an Solidarisierung nötig. Ein Schulterschluss gegen diese Schandtaten. 

Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass unsere Gesellschaft nur dann zusammenhalten kann, wenn wir nach Recht und Unrecht handeln ohne dabei eine Differenzierung nach Tätern und Opfern vornehmen. Derzeit verstärkt sich bei Muslimen das zutiefst ungute Gefühl, als würde die Politik und Öffentlichkeit ihre Sorgen um die eigene Sicherheit und die ihrer Moscheen überhaupt nicht wahrnehmen.  Als gebe man ihnen eine Teilschuld dafür, dass sie nach den Schändungen ihrer Moscheen durch Neonazis mit Schweineköpfen oder Schmierereien von Kreuzen jetzt auch noch von ausländischen Terrorgruppen angegriffen werden. Hier wird eine gefährliche Täter-Opfer-Umkehr vorgenommen. Wir vermissen von Politik und Zivilgesellschaft eine klare und unmissverständliche Verurteilung dieser Schandtaten ohne Wenn und Aber. Verurteilungen mit einem deutlich vernehmbarem ‚Aber‘, relativieren und bagatellisieren diese Schandtaten und sind brandgefährlich.

Unsere Erhebungen zeigen eine deutliche Korrelation zwischen politischen Debatten mit antiislamischer Akzentuierung und der steigenden Zahl von Moscheeübergriffen. Ebenso erleben wir, wie Alltagsdiskriminierung von Muslimen sowie das Schweigen von Politik und Gesellschaft bei der Gewalt gegen Muslime von Extremisten aus dem rechten Lager oder von Anhängern ausländischer Terrorgruppierungen als eine zumindest stillschweigende Duldung ihrer Aktionen verstanden wird. 

Wir wollen in keiner Gesellschaft leben, in der wir uns nicht willkommen und zu Hause fühlen können. Wir wollen keine Gesellschaft, die sich auseinanderdividieren lässt von Terroristen. Wir sind gut beraten, wenn wir uns hierüber ernsthafte Gedanken machen. 

Die Wahrung und Gewährleistung der Sicherheit auf deutschem Boden ist primäre Aufgabe unserer Sicherheitsbehörden. Was bisher geschah ist zu wenig.Noch eine Klarstellung möchten wir hier sehr direkt kommunizieren. Wir lassen als Muslime keinen Keil zwischen uns treiben. Die Mitglieder der im KRM zusammengeschlossenen islamischen Religionsgemeinschaften sind zu einem nicht unwesentlichen Teil kurdischstämmig und sie sind seit jeher fester Bestandteil unseres Gemeindelebens. Wenn terroristische Gruppierungen Moscheen anzünden, dann sind das keine ‚türkischen Einrichtungen‘, wie sie in den Medien zuletzt häufig bezeichnet werden, sondern Moscheen in Deutschland, die von deutschen, türkischstämmigen, kurdischstämmigen, arabischstämmigen balkanstämmigen kurz gesagt Muslimen aus allen Regionen der Welt stammend besucht werden, von denen die überwiegende Mehrheit inzwischen Deutsche sind, hier geboren  und sozialisiert sind. Wir wollen daher keine Konflikte aus anderen Regionen der Welt nach Deutschland tragen. 

Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen. Von welcher Seite er kommt und gegen wen er sich auch richtet, darf keine Rolle spielen. Was wir mit Blick auf unsere Moscheen erleben ist Terror. Ein Terror, der nicht nur Muslime bedroht, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes.

Berlin, 15.03.2018