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Freitag, 22.09.2017

San Suu Kyi: Schweigen gebrochen, aber nichts gesagt

Helfer: Lage der Rohingya weiter dramatisch - Aung San Suu Kyi spricht über den Rohingya-Konflikt nach kritisiertem, wochenlangem Schweigen - Hilfe und Verurteilung: Fehlanzeige

Bonn (KNA) Hilfsorganisationen schätzen die Lage der flüchtenden Rohingya auch nach der Rede von Myanmars Staatsrätin Aung San Suu Kyi als dramatisch ein. "Die Friedensnobelpreisträgerin hat zwar eine Brüskierung der internationalen Staatengemeinschaft vermieden, indem sie alle Menschenrechtsverletzungen verurteilte. Doch mit ihren verharmlosenden Äußerungen zur Situation der Rohingya hat sie bei der verfolgten Minderheit kein Vertrauen geschaffen, sondern nur Verständnislosigkeit und Ablehnung ausgelöst", kritisierte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Dienstag in Göttingen.


Als "ignorant und grob verharmlosend" bezeichnete die GfbV Suu Kyis Behauptung, die meisten Rohingya seien nicht geflohen. "Mehr als ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe ist innerhalb von nur drei Wochen aus ihrer Heimat geflohen. Da müssen gravierende Gründe vorliegen", so Delius.

Auch Amnesty International äußerte Kritik daran, dass die Staatschefin und ihre Regierung sich von der "Entfaltung des Horrors" im myanmarischen Landesteil Rakhine abwendeten. Die Organisation fordere ein Ende der militärischen Einsätze und Menschenrechtsverletzungen.Der Bürgerrechtler Khin Zaw Win erklärte, die Nobelpreisträgerin habe die letzte Chance auf Beilegung des Konflikts vertan. Sie habe "kein einziges der grundlegenden Probleme angesprochen", sagte der Direktor des unabhängigen Tampadipa-Instituts zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Rangun.


Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erklärte unterdessen, dass seit dem 25. August 415.000 Menschen der muslimischen Minderheit im Südosten Bangladeschs angekommen seien. Jeden Tag würden bis zu 1.000 Neuankömmlinge registriert. Die beiden bestehenden Flüchtlingscamps seien überfüllt. Die Regierung stellte nun laut UNO-Flüchtlingshilfe Land zu Verfügung, damit die Flüchtlinge untergebracht werden können."Dass die Regierung von Bangladesch Land bereitgestellt hat, ist in diesem Stadium ungemein wichtig", so der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer. "Dort können Unterkünfte für bis zu 150.000 Menschen errichtet werden. Die Bemühungen eines so armen Landes, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen zu helfen, müssen unbedingt unterstützt werden."


Die ersten Familien seien dort schon eingezogen.Die Welthungerhilfe stellte nach eigenen Angaben 50.000 Euro Soforthilfe bereit. Die Menschen litten Hunger, es fehle an Wasser und Unterkünften, erklärte die Organisation. Über ihren einheimischen Partner Anando würden im Distrikt Cox's Bazar bereits 200 Familien mit Nahrungsmitteln versorgt. Die Welthungerhilfe forderte darüber hinaus schnelle internationale Hilfe für die Notleidenden.Auf einen Angriff von Rohingya-Rebellen auf Polizeistationen in Rakhine am 25. August hatte die Armee von Myanmar mit einer Offensive reagiert. Die Gewalt richtete sich auch gegen die Zivilbevölkerung. Schätzungen zufolge sind über 400.000 Rohingya vor den Kämpfen nach Bangladesch geflohen.