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Mittwoch, 12.07.2017

Amnesty: Mutmaßliche Kriegsverbrechen an Bevölkerung in Mossul

IS nutzt Zivilisten als menschliche Schutzschilde - Koalitionstruppen setzen unpräzise Waffen in bevölkerungsreicher Gegend ein

Berlin/Mossul (KNA) Amnesty International wirft den Konfliktparteien beim Kampf um die nordirakische Stadt Mossul schwerste Verbrechen an der Zivilbevölkerung vor. "In einigen Fällen könnten diese Menschenrechtsverletzungen Kriegsverbrechen darstellen", heißt es in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht von Amnesty. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) habe Zivilisten aus umliegenden Dörfern in den umkämpften Westteil der Stadt gebracht, um sie als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Gleichzeitig hätten irakische Streitkräfte und die US-geführten Koalitionstruppen Waffen eingesetzt, "die in bevölkerungsreichen Gegenden niemals eingesetzt werden dürfen".

Die Studie "At any cost" ("Ohne jede Rücksicht") dokumentiert Augenzeugenberichte von Bewohnern, medizinischen Helfern und Rüstungsexperten zu Kämpfen zwischen Januar und Mitte Mai. Demnach hinderte der IS Zivilisten "mittels verschweißter Türen und Sprengfallen" an der Flucht. Bei Widerstand seien viele umgebracht worden.

Die Koalition habe wiederum bei 45 Angriffen mindestens 426 Zivilpersonen durch den Einsatz schwerer, unpräziser Waffen getötet, heißt es. So seien allein beim Versuch, zwei Scharfschützen auszuschalten, mindestens 105 Zivilisten gestorben. Amnesty fordert eine unabhängige Untersuchung möglicher völkerrechtlicher Verstöße.