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Montag, 27.03.2017
Muslime besonders engagiert bei Hilfe für Flüchtlinge
Aktuelle Studie: größte Gruppe der Helfer sind Muslime - Experten sehen Helfer als wichtige Brückenbauer - KRM: Moscheegemeinden sind die ersten und wichtigen Anlaufstellen
Gütersloh (KNA) Muslime in Deutschland setzen sich laut einer Studie stärker ehrenamtlich für Flüchtlinge ein als Mitglieder anderer Konfessionen oder Atheisten. Damit seien Muslime «wichtige Brückenbauer in unserer Gesellschaft», heißt es in dem am Montag in Gütersloh vorgestellten Religionsmonitor 2017 der Bertelsmann Stiftung.
Die Flucht Hunderttausender Menschen nach Deutschland habe neue zivilgesellschaftliche Potenziale in der Bundesrepublik geweckt. Laut Stiftung gaben 44 Prozent der befragten Muslime an, sich im Jahr 2016 für Flüchtlinge engagiert zu haben. Das bekundeten aber nur 21 Prozent der Christen und 17 Prozent der Konfessionslosen. Damit träfen Vorurteile nicht zu, wonach Muslime sich wenig bis gar nicht in der Flüchtlingshilfe beteiligen und kaum gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
Laut Untersuchung ist auch die Annahme haltlos, Muslime würden die Flüchtlingshilfe für eine religiöse Einflussnahme missbrauchen. Allenfalls bei ein bis zwei Prozent der Helfer könne von einer Absicht gesprochen werden, Geflüchtete zu radikalisieren. Die große Mehrheit der Muslime setze sich für demokratische Grundprinzipien ein.
Durch ihre eigenen Integrationserfahrungen und ihre demokratischen Kompetenzen könnten Muslime in der Flüchtlingshilfe ein Vorbild sein. Rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung hat sich nach der Studie 2016 für Flüchtlinge eingesetzt. Darunter seien Menschen gewesen, die sich bislang wenig engagiert haben: junge Erwachsene, Niedrigverdiener und Migranten. Auffällig dabei sei das intensive Engagement von Ostdeutschen. Jeder fünfte ostdeutsche Flüchtlingshelfer arbeite mehrmals die Woche mit; unter den Westdeutschen sei nur jeder Zehnte so aktiv.
Für die Hilfe spiele der Ort einer Flüchtlingsunterkunft eine zentrale Rolle, hieß es. Wer nahe an einer solchen Einrichtung wohnt, engagiere sich deutlich häufiger für Flüchtlinge als weiter weg wohnende Menschen. Damit seien Flüchtlingsheime nicht nur «Stein des Anstoßes», sondern eine «wichtige Quelle für Empathie». Für Religionsmonitor-Expertin Yasemin El-Menouar zeigt das ehrenamtliche Engagement, «dass unsere Gesellschaft in schwierigen Zeiten zusammenhält - unabhängig von Religion und Herkunft».
Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Erol Pürlü, sagte zur Studie folgendes:
„Ich bin sehr erfreut darüber, dass das ehrenamtliche Engagement der Muslime und ihrer Moscheegemeinden in der Flüchtlingshilfe nunmehr durch die Bertelsmann Studie eine öffentliche Würdigung erfährt. Moscheegemeinden sind unter den ersten und wichtigen Anlaufstellen für Flüchtlinge und leisten einen großen Beitrag sei es durch muslimische Flüchtlingsbegleiter, Patenschaften, Unterkunft für unbegleitete Jugendliche, materielle und geistige Unterstützung. Viele Aufgaben werden auf ehrenamtlicher Basis getätigt. Muslime sind unabdingbare Partner, wenn es darum geht, die Neuankömmlinge in die deutsche Gesellschaft zu integrieren“.