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Montag, 09.01.2017
Nobelpreisträger ermahnen Myanmars Regierungschefin Suu Kyi
Trotz ethnischen Säuberungen und Verbrechen an islamischer Minderheit - Tatenlosigkeit der Regierung
Rangun (KNA) Mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger werfen Myanmars Regierungschefin Aung San Suu Kyi Tatenlosigkeit gegenüber dem Vorgehen der Armee gegen die islamische Minderheit der Rohingya vor. In einem Offenen Brief an den Weltsicherheitsrat heißt, Suu Kyi wisse darum, dass sich in Myanmar «eine menschliche Tragödie hin zu einer ethnischen Säuberung und einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit» entwickele. Das Schreiben wurde auf der Facebook-Seite von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus veröffentlicht. Suu Kyi ist selbst Friedensnobelpreisträgerin.
Das Geschehen in Myanmars Teilstaat Rakhine trage «alle Anzeichen von Tragödien aus jüngerer Vergangenheit wie die in Ruanda, Darfur, Bosnien und dem Kosovo», kritisieren die Verfasser des Briefes, zu denen unter anderen der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und die pakistanische Kinder- und Frauenrechtsaktivistin Malala Yousafzai gehören.
Aung San Suu Kyi ist seit der Machtübernahme ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) Myanmars faktische Regierungschefin. Weil die Verfassung sie explizit von der Präsidentschaft ausschließt, wurde für die Politikerin, die während der Militärdiktatur wegen ihres Eintreten für Demokratie und Menschenrechte fast 20 Jahre lang unter Hausarrest stand, die Position einer Staatsrätin geschaffen.
Seit Jahrzehnten werden Rohingya-Angehörige in Myanmar systematisch unterdrückt und verfolgt: erst von der Militärregierung, jetzt von der demokratisch gewählten Regierung. 2012 verschlechterte sich die Lage nach zwei Gewaltwellen radikaler Buddhisten gegen die Rohingya weiter.
Die aktuelle Krise wurde Anfang Oktober durch einen Angriff der islamistischen Terrorgruppe Harakah al-Yakin (HaY) auf einen Grenzposten ausgelöst. Die bislang unbekannte Gruppe versteht sich nach Erkenntnissen der International Crisis Group (ICG) als «Verteidiger der Rohingya».
Die Armee reagierte auf den Angriff mit einer blutigen Offensive gegen die Rohingya. Laut Berichten internationaler Menschenrechtsorganisationen brennt das Militär systematisch Rohingya-Dörfer nieder und vergewaltigt Frauen. Mehr als 30.000 Rohingya sind nach UN-Angaben seit dem Ausbruch der Kämpfe nach Bangladesch geflohen.
In Rakhine wurden in den vergangenen Tagen mindestens drei muslimische Rohinhya ermordet, die mit den Behörden von Myanmar zusammengearbeitet hatten. Die Täter sind laut Spekulationen Sympathisanten der HaY.