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Mittwoch, 05.10.2016


Vorsitzender des Zentralrates der deutschen Sinti und Roma Romani Rose

Kein Vergessen der schrecklichen Taten des Rechtsextremismus: Romani Rose wird geehrt

Lebenslanger Einsatz des Zentralratsvorsitzenden der Sinti und Roma für ein weltoffenes Zusammenleben von einer verfolgten und vertriebenen Minderheit und der deutschen Mehrheitsgesellschaft

Lang war die Schar der Gratulanten am 27. September beim Festakt zum 70. Geburtstag von Romani Rose.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Deutschen Sinti und Roma kam im August 1946 in Heidelberg zur Welt und knapp einen Monat später gratulierten beim Festakt in Berlin persönlich u.a. Bundespräsident a. D. Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Berlins Regierender Bürgermeister a.D. Walter Momper. 

Bundeskanzlerin Merkel dankte in ihrer Glückwunschrede dem Zentralratsvorsitzenden, dass er sich „schon seit Jahr und Tag um unser Land und unser Zusammenleben verdient“ gemacht habe. Geschichte, Kunst und Kultur der Sinti und Roma seien feste Bestandteile unserer gemeinsamen Gesellschaft, betonte sie. 13 seiner Verwandten, darunter seine Großeltern, kamen im KZ Ravensbrück oder im „Zigeunerlager Auschwitz“ ums Leben.

Unter dem Begriff Porajmos, ein Wort aus der Romanes-Sprache, ging der Völkermord an Sinti und Roma in die Geschichte ein. Ebenso erinnerte die Bundeskanzlerin daran, dass erst ein Hungerstreik 1980 auf dem KZ-Gelände Dachau dafür gesorgt hatte, dass sowohl Politik als auch Bevölkerung die Greueltaten der Nazis an den Sinti und Roma wahrgenommen hatten.




Das schon als ekelhaft zu bezeichnende Urteil des Bundesgerichtshofes  (BGH) aus dem Jahre 1956 kam auch zur Sprache. Damals hatte der BGH ausgedrückt, „Zigeuner sind als Landfahrervolk und für ihre kriminellen Aktivitäten bekannt“ und der BGH stimmte einer sogenannten Landfahrerkartei, die die Polizei im Freistaat Bayern führte, ausdrücklich zu. Diese Kartei hatten die Nationalsozialisten ins Leben gerufen und deutsche Behörden übernahmen sie nach dem Zweiten Weltkrieg, ungeachtet der Tatsache, dass tausende Sinti und Roma in den Kzs ermordet worden waren.

Im Jahre 2015 besuchte die Präsidentin des BGH das Dokumentations- und Kulturzentrum der Sinti und Roma in Heidelberg und teilte mit, man schäme sich für den Urteilsspruch der BGH-Richter aus dem Jahre 1956.
Bodo Ramelow verband mit seiner Gratulation den Wunsch weiter gemeinsam mit Romani Rose für eine bessere weltoffene Gesellschaft zu streiten. Hartmut Koschyk, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, lobte die unermüdliche Kraft und Hartnäckigkeit die Romani Rose in den letzten Jahrzehnten in seinem Einsatz für eine offene Gesellschaft bewiesen hat.




ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek nahm ebenfalls an dem Festakt teil und betonte: „Mein Freund Romani Rose stellt jeden Tag unter Beweis, wie wichtig ihm die Arbeit im Zentralrat ist. Ohne sein Tun und seine Stimme hätte der Zentralrat der Sinti und Roma nie die ihm heute gewidmete Aufmerksamkeit erfahren. Das verdient Respekt.“
Im Pressegespräch erklärte der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe: „Vor knapp zwei Jahren habe ich mit Romai Rose Mazedonien bereist und dort das blanke Leid der Sinti und Roma gesehen. In einer gemeinsamen Initiative helfen wir nun den dort lebenden Menschen, wo wir nur können. Romani Rose ist wirklich überall im Einsatz.“

Die Berliner Staatssekretärin für Gesundheit, Emine Demirbüken-Wegner, die auch dem Präsidium der CDU angehört, erklärte: „Herr Rose ist für mich das Gesicht des Zentralrates der Sinti und Roma.
Er weiß wovon er redet, wenn er in der heutigen Zeit gegen rechte Strömungen ankämpft, gegen braunes Gedankengut dass meint, schon wieder salonfähig zu sein. Gerade weil seine Großeltern von den Nazis ermordet worden sind, weist er unermüdlich daraufhin, wozu letztendlich Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit führen kann.
Ich wünsche ihm, diesem streitbaren Kämpfer für Menschenrechte und Kämpfer gegen das Vergessen der Verbrechen der Nazi-Diktatur, noch viele, viele Jahre Schaffenskraft." (Volker-Taher Neef, Berlin)