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Mittwoch, 24.08.2016
Massaker an Muslimen in Zentralafrika
UNO berichtet von massenhaften Gewaltexzessen - viele muslimische Leben stehen auf dem Spiel
Christliche Milizen machen in der Zentralafrikanischen Republik Jagd auf Muslime. Sie plündern Geschäfte, brennen Wohnhäuser und Moscheen nieder. Jeder vierte Bürger des Landes ist auf der Flucht. Die Uno warnt: "Viele Leben stehen auf dem Spiel."
Bangui - Die Lage der muslimischen Minderheit in der Zentralafrikanischen Republik wird immer bedrohlicher. Etwa eine Million Menschen - ein Viertel der Bevölkerung - sind auf der Flucht, teilte die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, am Montag mit. Unter ihnen sind auch Hunderttausende Kinder.
Die Gewaltserie in dem Land begann im vergangenen März, als die muslimischen Seleka-Rebellen die Macht in Bangui übernahmen. Daraufhin griffen christliche Selbstverteidigungsgruppen, die sogenannten Anti-Balaka, zu den Waffen. Sie haben den muslimischen Präsidenten Michel Djotodia inzwischen aus dem Land gejagt.
Nun richtet sich ihr Zorn gegen andere Muslime. Seit vergangenem Dienstag sei die Gewalt eskaliert, berichtete Pillay. "Mobs haben randaliert, Geschäfte geplündert sowie Häuser und Moscheen in muslimischen Wohngegenden niedergebrannt. Viele sind auf der Flucht, meistens in Richtung der Grenze zum Tschad." Allein in der Stadt Baoro sollen christliche Milizionäre am vergangenen Mittwoch 80 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt haben. Fast 4000 Häuser seien niedergebrannt worden.
Der Uno-Sicherheitsrat will nach französischen Angaben in Kürze Sanktionen gegen Verantwortliche der Gewalt verhängen. Eine entsprechende Resolution solle am Dienstag beschlossen werden, erklärte ein Sprecher des französischen Außenministeriums am Montag in Paris. "Diese Sanktionen zielen auf Individuen ab, die dem Frieden und der Stabilität schaden und die den Prozess eines politischen Übergangs in Zentralafrika behindern."
Pillay rief die internationale Gemeinschaft auf, mehr Truppen in die Zentralafrikanische Republik zu schicken. "Viele Leben stehen auf dem Spiel", sagte die Uno-Diplomatin. Derzeit sind 1600 französische und 5000 afrikanische Soldaten in dem Krisenland stationiert. In der vergangenen Woche beschloss die EU, eine militärische Schutztruppe zu entsenden. 500 bis 1000 Soldaten sollen zunächst für ein halbes Jahr den Flughafen der Hauptstadt Bangui sichern.
Deutschland wird sich an der Operation nur logistisch beteiligen. Nach einem klaren Veto der Kanzlerin, die Truppen der Bundeswehr am Boden kategorisch ausschloss, bereitet die Luftwaffe ein Paket vor, das den EU-Einsatz mit Truppen- und Materialtransporten unterstützen soll.
(Quelle: Spiegel ONLINE)