Donnerstag, 10.03.2005
Wegen übler Nachrede steht der Herausgeber des Monatsblatts Bürgerforum vor Gericht. Er hatte ein Schmähgedicht gegen Muslime veröffentlicht.
Helle Empörung hat ein Gedicht mit dem Titel "Ali an Suleika" in dem monatlich im Bezirk Kufstein erscheinenden Blättchen "Bürgerforum - Für eine bessere Zukunft" ausgelöst.
Das Gedicht enthalte massive Schmähungen, da Muslime auf das Gröbste diffamiert und sinngemäß als faule Sozialschmarotzer dargestellt werden.
Zudem würden Handlungsweisen der Muslime geschildert, die sogar als betrügerische Erschleichung von Sozialleistungen qualifiziert werden könnten, heißt es in der Privatklage gegen den Medieninhaber Josef Misslinger aus Langkampfen.
Noch dazu wurde zu dem Gedicht ein Foto veröffentlicht, auf dem vier Türken in der Kufsteiner Moschee an einem Tisch sitzen. Diese vier Personen haben Privatklage wegen übler Nachrede und den Antrag auf Entschädigung in der Höhe von 5000 Euro eingebracht.
Dem Foto in der Moschee sei unter der Voraussetzung zugestimmt worden, "dass Misslinger über das Leben der Muslime in Österreich berichten wolle", sagt Hasan Özkan, ein Sprecher der Betroffenen. "Durch die Veröffentlichung des Gedichts zusammen mit der Fotografie wurde das Ansehen der abgebildeten Personen vor einer breiten Öffentlichkeit herabgesetzt und haben sowohl im Berufs- als auch im Privatleben mit den Auswirkungen des von der Allgemeinheit auf sie bezogenen schlechten Charakterbilds zu kämpfen", steht in der Anzeige zu lesen.
Ein außergerichtlicher Vergleich wurde von den Klägern bislang nicht angenommen, berichtet der sozialdemokratische Gemeinderat Christian Herbst, Mitglied des Kufsteiner Integrationsausschusses: "Den Betroffenen wurde angeboten, dass ihnen im Bürgerforum sechs Doppelseiten zur Verfügung gestellt werden, damit die Leser mehr über die türkische Kultur erfahren können. Zusätzlich könnten sie für diese Seiten selbst Inserate verkaufen."