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Dienstag, 28.06.2016

Erst wer wählen kann, kann sich vollständig integrieren

Dennoch fühlen sich laut einer Studie Migranten und Nicht-Migranten Deutschland ähnlich zugehörig

erlin (KNA) Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fühlen sich Studien zufolge ähnlich stark zur deutschen Gesellschaft zugehörig. Bei beiden Gruppen liegt demnach das Zugehörigkeitsgefühl bei über 85 Prozent. Bei Zuwanderern christlichen Glaubens ist es höher als bei Muslimen. Das geht aus zwei Studien hervor, die am Dienstag von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), in Berlin vorgestellt wurde - eine Auswertung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und eine Erhebung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. Bei der Identifikation mit Deutschland sind demnach die Unterschiede gering. Migranten und Nicht-Migranten sagten zu mehr als 80 Prozent, dass sie Deutschland lieben. Entscheidend für das Gefühl der Zugehörigkeit und des «Deutsch seins» seien dabei das Beherrschen der deutschen Sprache, die deutsche Staatsangehörigkeit und ein fester Arbeitsplatz. Weniger wichtig seien Abstammung und Geburtsort.

Unterschiede finden sich jedoch bei den Herkunftsgruppen sowie bei Christen und Muslimen. So sind den Studien zufolge vor allem türkischstämmige Zuwanderer pessimistischer. Hier fühlten sich 26 Prozent nicht zugehörig. Muslime, vor allem aus der ersten Zuwanderergeneration, fühlten sich deutlich weniger zugehörig (knapp 70 Prozent) als Zuwanderer christlichen Glaubens (etwa 91 Prozent) «Wir sollten kein Integrationsverständnis weiterführen, dass sich an 16 Millionen Einwanderer richtet, wir brauchen vielmehr ein Integrationsverständnis für 81 Millionen Bürger», appellierte Özoguz mit Blick auf die Ergebnisse. Dafür brauche es unter anderem eine stärkere rechtliche und gesellschaftliche Partizipation, etwa durch die doppelte Staatsbürgerschaft. Zur Wahrheit gehöre jedoch, dass viele Menschen seit Jahrzehnten Teil der Gesellschaft seien, aber politisch und rechtlich nicht dazugehörten. Die Sonderauswertung des SVR fußt den Angaben zufolge auf dem repräsentativen Integrationsbarometer 2016, für das im vergangenen Jahr knapp 5.400 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund befragt wurden.

Für die Studie des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung wurden 2014 insgesamt 8.250 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund befragt. Für einzelne Fragen wurden kleinere Stichproben genommen.