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Donnerstag, 26.05.2016
Katholikentag: Kirche und Parteien debattieren über Umgang mit AfD
«Die AfD ist nicht nur antiislamisch, sondern auch antichristlich, also generell antireligiös.» - Mazyek zeigt Verständnis für die Absage an die AfD
Berlin (KNA) Mehrere Unionspolitiker haben vor der Alternative für
Deutschland (AfD) gewarnt. Die islamkritische Partei stelle die
Religionsfreiheit grundsätzlich in Frage, sagte CDU-Generalsekretär
Peter Tauber bei Zeit Online (Mittwoch). «Die AfD ist nicht nur
antiislamisch, sondern auch antichristlich, also generell
antireligiös.»
Tauber verwies darauf, dass die Partei auch die Kirchensteuer und den
Religionsunterricht an den Schulen ablehne. Unerträglich finde er es,
«Menschen, die muslimischen Glaubens sind, per se abzusprechen, dass
sie gute Bürger dieser Republik sein können», betonte der Politiker.
«Wenn man Integration fordert, muss man jedem, der mitmachen möchte,
auch zugestehen, dass er dazugehört.»
Der CSU-Parteivize Manfred Weber wandte sich gegen den Versuch der AfD,
den Islam mit Islamismus gleichzusetzen. «Wer eine Religion generell
in Frage stellt, betreibt Hetze», sagte der Chef der konservativen
EVP-Fraktion im Europaparlament dem «Münchner Merkur». «Das ist brandgefährlich.»
Erst zuletzt hatte der stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Albrecht Glaser die Unterscheidung zwischen
Muslimen und Islamisten in Frage gestellt.
Vom Kampf gegen Moscheen zum Kampf gegen Synagogen sei es nur ein
kleiner Schritt, so Weber weiter. Die Religionsfreiheit müsse «als
Grundprinzip unseres Landes» verteidigt werden. Zugleich gelte es,
mit aller Härte gegen Extremismus jeder Art vorzugehen.
Unterdessen verteidigte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erneut die
Entscheidung, keine AfD-Vertreter zum Katholikentag nach Leipzig einzuladen. Die Podien würden nicht nach einem «Talkshow-Prinzip»
besetzt, um möglichst viele Spitzenvertreter von Parteien
einzubinden, betonte er in Leipzig.
Es gehe um konstruktive Dialoge, anstatt den teilweise
menschenverachtenden Parolen der AfD eine Bühne zu bieten, so der
ZdK-Präsident. «Glauben Sie, wir hätten einen besseren Katholikentag
vor uns, wenn irgendwer gegen Frau Petry antritt und wir uns einen
Schaukampf liefern?» Sternberg hatte die AfD vor kurzem eine «in
vielen Punkten» unchristliche Partei genannt.
Neben dem Präsidenten des ZdK, bezeichnete auch Berliner Erzbischof Heiner Koch die Nicht-Einladung
zum Katholikentag als wichtiges Zeichen. Er wolle jedoch weiter das
Gespräch mit AfD-Mitgliedern suchen, sagte er im ZDF. «Ich würde nie
sagen, grundsätzlich ist jeder, der AfD-Mitglied ist, nicht Christ»,
betonte Koch. Es gebe immer Schnittmengen. Aber er habe viele Fragen
an die Parteimitglieder und ihre Überzeugungen.
Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, kann die Entscheidung der Veranstalter des Katholikentags gut verstehen, keine AfD-Vertreter zu den Podiumsdiskussionen einzuladen. Auch bei den letztlich gescheiterten Gesprächen seiner Organisation mit der AfD Anfang der Woche habe man sich bewusst für einen neutralen Ort entschieden und nicht etwa in eine Moschee eingeladen, sagte Mazyek am Donnerstag in Leipzig der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
«Wir sind uns der Symbolik sehr bewusst», ergänzte er: «Wir sind dialogbereit, aber wir wollen nicht den Eindruck vermitteln, es sei etwas Normales, wenn eine Partei in ihrem Grundsatzprogramm eine Religion existenziell einschränken will.» Man wolle keine Partei «salonfähig machen, die wichtige Grundlagen und Werte wie die Religionsfreiheit infragestellt». Allerdings, so Mazyek, müsse man natürlich den Dialog suchen mit den Anhängern und Sympathisanten der AfD.
Weiterhin hofft er, dass der Katholikentag dazu beitragen kann, «die Werte unserer Demokratie zu sichern und mit Leben zu füllen, insbesondere die Religionsfreiheit». Hier seien alle Religionsgemeinschaften gefordert, weil die Demokratie derzeit in großer Gefahr sei, betonte Mazyek am Donnerstag in Leipzig im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).Das Großereignis könne Kraft und neue Impulse geben, so Mazyek weiter. Die Religionen müssten hier zusammenstehen, ohne ihre eigene Identität aufzugeben: «Das heißt ja nicht, dass wir im Dialog naiv und blauäugig sind und alles Trennende unter den Teppich kehren.»