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Mittwoch, 03.02.2016
Obama stemmt sich gegen die Zunahme der Islamfeindlichkeit
US-Präsident setzt mit seinem ersten Besuch einer Moschee in den USA ein Zeichen der Toleranz
Washington (KNA) Im letzten Jahr seiner Amtszeit schafft Präsident Obama, was sein Vorgänger George W. Bush nur sechs Tage nach dem Terroranschlag vom 11. September tat. Er besucht an diesem Mittwoch ein islamisches Gotteshaus, um zu zeigen, das Muslime genauso ihren Platz in den USA haben wie die Anhänger anderer Religionen. Das Weiße Haus teilte mit, der Besuch der Moschee der «Islamic Society» von Baltimore habe das Ziel, «den Beitrag der amerikanischen Muslime zu der Nation zu feiern und die Bedeutung der Religionsfreiheit für unsere Lebensweise zu bekräftigen». Die Vielfalt der Glaubenstraditionen, die in den USA friedlich nebeneinander existierten, sei eine der größten Stärken der Nation. «Muslimische Amerikaner sind unsere Freunde und unsere Nachbarn, unsere Kollegen und Sporthelden, unsere Männer und Frauen in Uniform, die das Land verteidigen.» Der Besuch ist gut getimed; er fällt genau zwischen die beiden ersten Vorwahlen des Rennens um das Weiße Haus in Iowa und New Hampshire. In beiden Bundesstaaten haben republikanische Bewerber versucht, mit Stimmungsmache gegen Muslime politisch zu punkten. Am weitesten lehnte sich der Populist Donald Trump aus dem Fenster, als er nach dem Terroranschlag von San Bernardino zum Jahresende ein totales Einreiseverbot für Muslime forderte. Ted Cruz, Marco Rubio und eine Reihe anderer Kandidaten wollen keine Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten mehr ins Land lassen. Jeb Bush regte einen Religionstest an. Christen auf der Flucht sollten einreisen dürfen, Muslime dagegen nicht.
Idee kam beim Treffem muslimischer Gemeinde im Weißen Haus im letzten Jahr
Die Idee für den Besuch der Moschee in Baltimore, die mit einigen tausend Mitgliedern zu den größten islamischen Zentren der USA gehört, entstand im Dezember bei einem Treffen des Präsidenten mit Führern der muslimischen Gemeinde im Weißen Haus. Während der hochkarätigen Begegnung, an der neben Obama auch dessen «Rechte Hand» Valerie Jarrett, die innenpolitische Beraterin Cecilia Munoz und der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes teilnahmen, drängten die Vertreter der Muslime darauf, ein klares Signal für religiöse Toleranz und gegen Muslimen-Hetze zu setzen. Für Obama gestaltet sich das Verhältnis zu der Minderheit von Anfang an schwieriger, weil ihn viele US-Bürger verdächtigen, in Wirklichkeit kein Christ, sondern ein «verkappter Muslim» zu sein. Eine alte Legende, von Parteirivale Trump neu befeuert. Jüngste Umfragen zeigen, dass nach sieben Jahren im Amt immer noch immer fast jeder dritte US-Amerikaner (29 Prozent) und fast jeder zweite Republikaner (45 Prozent) glauben, Obama folge den Lehren des Propheten Mohammed. Tatsächlich ist der Präsident ein bekennender Protestant, dessen einzige persönliche Beziehung zum Islam der nicht ausgeübte Glaube seines abwesenden Vaters aus Kenia war. Eine Visite in einer US-Moschee, so das politische Kalkül in früheren Amtsjahren Obamas, hätte bloß die alte Legende der Republikaner genährt. Im Ausland hatte der Präsident dagegen mehrere muslimischen Gotteshäuser besucht. Seine erste große außenpolitische Rede widmete er 2009 an der Universität von Kairo dem Versprechen eines Neuanfangs mit der islamischen Welt. Dabei hielt sich Obama nicht zurück, wenn es in den USA um die Verteidigung der Religionsfreiheit der Minderheit ging. Bei der Verleihung der Auszeichnung «Gerechter unter den Völkern» der israelischen Botschaft in Washington warnte er vergangene Woche vor einer Tendenz, Menschen anderen Glaubens zu stigmatisieren. «Ein Angriff auf egal welche Glaubensgemeinschaft ist ein Angriff auf unser aller Glauben.» Klare Worte fand der Präsident auch in seiner Rede zur Lage der Nation Mitte Januar. «Wenn Politiker Muslime beleidigen, entweder im Ausland oder unsere Mitbürger, wenn in Moscheen randaliert wird oder ein Kind gehänselt wird, macht uns das nicht sicherer», ging Obama hart mit Hetze ins Gericht. «Das ist einfach nur verkehrt.»