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Donnerstag, 31.12.2015

Das Jahr begann mit dem Thema Flüchtlinge und endet auch so

Rekordzahlen in Deutschland - Aussgen aus Politik, Kirche und islamischen Religionsgmeinschaften

Berlin/Genf (KNA) Die Krisen in der Welt haben 2015 für Rekordmarken
bei den Flüchtlingszahlen gesorgt. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk
UNHCR am Mittwoch in Genf mitteilte überstieg die Zahl der Menschen,
die über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen versuchten, die
Millionengrenze. Damit habe sich die Zahl gegenüber 2014 nahezu
verfünffacht. Mindestens 3.735 Menschen verloren demnach 2015 bei der
Überfahrt ihr Leben oder werden vermisst.

Auch die Zahl der Neuankömmlinge in Deutschland überstieg 2015 die
Zahl von einer Million. Damit wurden laut Auskunft des bayerischen
Sozialministeriums alle Rekorde gebrochen. Ein Großteil der
Flüchtlinge reiste über den Freistaat in die Bundesrepublik ein.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erneuerte in der
«Bild»-Zeitung seinen Ruf nach einem europäischen
Flüchtlingshilfswerk. Die beiden großen Kirchen in Deutschland
würdigten unterdessen die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und
verurteilten jede Form von Fremdenhass.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Reinhard Marx, rief im Bayerischen Rundfunk zu einer
«entschlossenen und tatkräftigen Solidarität» mit Menschen in Not
auf. Der Beitrag wird am Samstag im Radiosender Bayern 2
ausgestrahlt.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Heinrich Bedford-Strohm, mahnte in seiner Neujahrsbotschaft dazu,
jeder Form von Ausländerfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten.
«Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus heizen die Ängste der
Menschen an und hätten »nicht das Geringste« mit dem Christentum zu
tun, so der bayerische Landesbischof.

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff lobte in der »Neuen
Osnabrücker Zeitung« den Einsatz der Kirchen gegen rechte Strömungen.
»Für mich ging ein Licht im Herzen an, als die Lichter der Kirchen
ausgingen, als Pegida da vorbei marschierte.«

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman
Mazyek, beklagte im Südwestrundfunk, das Engagement von islamischen
Gemeinden in der Flüchtlingsarbeit werde in der Öffentlichkeit zu
wenig wahrgenommen. Zugleich forderte er, Muslime stärker in die
Präventionsarbeit gegen islamistischen Extremismus einzubinden.

In der politischen Debatte über den Umgang insbesondere mit
Einreisenden aus den Krisenländern des Nahen und Mittleren Ostens
riet der UN-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit, Heiner
Bielefeldt, von der Einführung einer Integrationsverpflichtung ab.
Mentalitäten und Traditionen ließen sich nicht mit einem Federstrich
verändern, sagte Bielefeldt in einem Interview der Katholischen
Nachrichten-Agentur (KNA).

Auf Kritik stieß die CSU mit ihrem Vorstoß, Flüchtlingen ohne Papiere
die Einreise zu verweigern. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere
(CDU) erklärte, in dieser Hinsicht seien derzeit »keine weiteren
Änderungen geplant«. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf der
CSU vor, Fremdenfeindlichkeit zu schüren. Pro Asyl bezeichnete den
Vorschlag als »gefährlichen Aktionismus auf Kosten der Menschenrechte
von Flüchtlingen«. Kritik kam auch von der Gewerkschaft der Polizei.