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Freitag, 02.10.2015


Kanzlerin würdigt Engagement - Soykan: „Ein Schritt in die richtige Richtung“

Muslime bei Bundeskanzlerin Merkel: Herausforderungen und Chancen der Flüchtlinge – Wie können sie besser einbezogen werden?

Die Bundeskanzlerin traf sich mit gesellschaftlichen Gruppen, die sich bei der Flüchtlingsaufnahme engagieren. Sie hatte Vertreter von Verbänden, Wirtschaft, Kommunen, Kirchen und Stiftungen eingeladen, um ihnen für ihren Einsatz zu danken.

Nurhan Soykan, Sprecherin des Koordinationsrates der Muslime (KRM) und Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), nahm an dem Gespräch mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel zur aktuellen Flüchtlingsproblematik am 29.09.2015 teil. Vertreten waren damit von muslimischer Seite neben dem ZMD auch der Islamrat, VIKZ und DITIB.

Vertreter aller Religionsgemeinschaften kamen zu Wort und konnten von ihren Aktivitäten und Erfahrungen berichten, gleichzeitig auch ihre Sicht der Dinge präsentieren. Soykan betonte “dass die Muslime in der Flüchtlingspolitik ihren großen Beitrag bereits leisten“ Deswegen begrüßte sie diese Konsultation und erwarte jetzt auch handfeste Unterstützung der Bundesregierung in dieser Frage. Ausdrücklich begrüßte Soykan die Bereitschaft der Bundeskanzlerin und der Bundesregierung, die mit Vizekanzler Sigmar Gabriel, Innenminister Thomas de Maizière, Familienminister Manuela Schwesig u.a. prominent am Tisch saß, dass nun Muslime hier mit einbezogen werden.




Soykan unterrichte über das vielseitige Engagement der muslimischen Gemeinden. Sie erwähnte die vielen freiwilligen Helfer unter den Muslimen, die sich aktiv in den Erstaufnahmezentren und Heimen einbringen und Geld- und Sachspenden in ihren Moscheen sammeln und verteilen. Es wurden auch die Gemeinden gelobt, die sich im Ramadan fürsorglich für die Flüchtlinge eingesetzt haben; nicht wenige Moscheen boten jeden Abend ein gemeinsames Fastenbrechen an. Nicht zu vergessen seien auch die vielen Feiern zum Opferfest, die extra für die Flüchtlinge und ihre Kinder organisiert wurden. Um die Flüchtlinge vor der Obdachlosigkeit zu schützen, stellten viele Moscheen ihre Räume zur Übernachtung zur Verfügung – übrigens auch viele Privatpersonen, die Familien in ihren Wohnungen aufnahmen. Die KRM-Sprecherin bekräftigte, dass durch diese persönliche Betreuung „eine zweite Heimat für die Schutzsuchenden geschaffen“ würde.

Die Bemühen der Gemeinden gipfelte für sie in einem breiten Angebot; beginnend mit niedrigschwelligen Sprachangeboten über die persönliche und psychologische Betreuung – inklusive Seelsorge – bis hin zu einer Vermittlung von Pflegefamilien und Vormundschaften (LINK). Gerade der letzte Punkt hätte beim ZMD so einen Andrang gefunden, dass man mit den Anfragen kaum hinterherkomme.

Die Moscheen seien außerdem die natürlichen Anlaufstellen für viele Flüchtlinge. Es sei daher auch nur folgerichtig, dass sie das Integrationsangebot noch weiter ausbauen. Die Muslime sind dafür bereit – es fehlt jedoch an Koordinatoren und Personal. Sie stellte klar, dass bislang keinerlei staatliche Förderungen geflossen seien – was sie als unhaltbaren Zustand sehe. Die muslimischen Gemeinschaften fielen durch das Netz der Wohlfahrtspflege hindurch und werden daher auch nicht berücksichtigt, wenn es um die Verteilung von Mitteln geht.

Sie forderte, die muslimischen Religionsgemeinschaften auf allen Ebenen in die Planung, Durchführung und Vergabe von Mitteln für die Flüchtlingsarbeit einzubeziehen. Auch die muslimischen Gemeinden und Verbände müssen finanziell unterstützt werden. Denn nur so kann man langfristig die zahlreichen Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft integrieren.