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Donnerstag, 03.09.2015


Eklat nach Friedenspreis für syrischen Lyriker Adonis

Kermani verweigert Laudatio und selbst der Übersetzer Adonis Werke hält Entscheidung für einseitig

Die Vergabe des Osnabrücker Erich-Maria-Remarque- Friedenspreises an den syrisch-libanesischen Dichter Ali Ahmad Said (Adonis) ist teilweise auf Entsetzen und schroffe Ablehnung gestoßen. «Diese Entscheidung spricht dem Friedensgedanken Hohn und beleidigt alle Syrer, die Opfer des Assad-Regimes geworden sind», sagte der Journalist Ahmad Hissou (Deutsche Welle) dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwoch). Said habe keinerlei Sinn für die politische und humanitäre Tragödie in seinem Land gezeigt, «nichts für den Frieden getan» und den syrischen Machthaber Baschar al-Assad als den legitimen, «gewählten Präsidenten» seines Volkes bezeichnet.



Der aktuelle Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, sagte der Zeitung, er habe es wegen Saids politischer Stellungnahmen abgelehnt, am 20. November in Osnabrück die Laudatio auf ihn zu halten. Er schätze das lyrische Werk des 85-Jährigen, doch habe dieser keine Distanzierung zum brutalen Vorgehen des Regimes in Damaskus gegen das eigene Volk, zu Bombardements, Giftgasangriffen, Massakern, Verhaftungswellen und Folter von Assad-Gegnern erkennen lassen. Stattdessen kritisiere er einseitig den bewaffneten Kampf islamistischer Gruppen und deren Bestreben zu einem Machtwechsel, sagte Kermani.

Auch der Übersetzer von Saids Werken ins Deutsche, Stefan Weidner, kritisierte die Preisverleihung. «Für einen Literaturpreis taugt Adonis immer. Für einen Friedenspreis scheint mir seine Haltung zu konfrontativ und einseitig, wenig hilfreich», sagte Weidner dem «Kölner Stadt-Anzeiger».

Am vergangenen Donnerstag hatte die Stadt Osnabrück dem Lyriker und Essayist Adonis den mit 25.000 Euro dotierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis zuerkannt. Damit werde sein Eintreten für die Trennung von Religion und Staat, die Gleichberechtigung der Frauen in der arabischen Welt und für eine aufgeklärte Gesellschaft geehrt, erläuterte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDD.

Diese Haltung zeigt einmal mehr, dass manchen Ideologie und Besserwisserei wichtiger ist, als selbst der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Denn der allererste Schritt hin zu einer aufgeklärten Gesellschaft ist Frieden und Gerechtigkeit.