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Donnerstag, 26.03.2015
Islamische Schriftkunst des Kufischen – Geometrisches Kufi in 593 Beispielen.Eine Buchvorstellung von Prof. Mohammed Khallouk
Zwar hatte sich bereits Carsten Niebuhr 1774 mit den arabischen Schriftentwürfen im geometrischen Kufi beschäftigt, anschließend blieb das europäische Interesse für diese Schriftart jedoch weitgehend aus. Einige Fachaufsätze erschienen zwar zu diesem Thema, eine umfassende Studie liefert jedoch erst Wolfgang Kosack, die er im vergangenen Jahr beim Christoph Brunner Verlag in Basel veröffentlichen ließ.
Seine Studie basiert auf einer umfangreichen Sammelarbeit von Abschriften und Fotos kufischer Schriftmotive. Zuerst fotografierte und dokumentierte er einige kufische Schriftsätze in Moscheen in Kairo, Alexandria und Raschid (Rosette). Anschließend nahm er jedoch eine aufwendige Suche nach weiteren Schriftfeldern auf sich, die es zu Umzeichnen galt, weil sie in Originalform vielfach zu schwer zu lesen und verstehen waren.
Für die umfangreiche Identifizierung und Dokumentierung der gefundenen Schriftfelder erforderte es für Kosack außer nach Ägypten nach Spanien, Ostpersien und Usbekistan Reisen zu unternehmen. Dabei fiel ihm auf, dass geometrisches Kufi nicht nur an Moscheenkuppeln, sondern auch an Wänden, Mihrabs, auf Münzen, Stoffen, Teppichen, Waffen, in Miniaturen, Kalligraphien und auf anderen Gerätschaften zu finden waren. Mit seiner vollständigen Sammlung der verschiedenen Kufi-Felder war es ihm möglich, eine umfassende Dokumentation dieser kunstvollen Schriftform vorzunehmen und einen Weg zu finden, sie angemessen zu lesen.
Anhand von 593 Beispielen stellt er den Stellenwert der kufischen Schrift in der klassischen arabischen Kultur dar. Nach einer kurzen Einführung in seine Arbeitsweise mit Umfang, Quellen, Beschreibung und inhaltlicher Deutung geht er in einem Kapitel auf den Stellenwert des Kufischen als Schrift ein. Dies beinhaltet u.a. die historische Entwicklung, den Zweck ihrer Anwendung und die spezielle Entwicklung hin zum geometrischen Kufi. In einem weiteren Kapitel präsentiert er die verschiedenen Schriftbeispiele in ihren heterogenen Formen und erläutert diese Heterogenität. Außerdem geht er in einem speziellen Kapitel auf Sonderformen des Kufi ein.
Er würdigt den modern anmutenden Kunstverstand hinter der kufischen Schreibweise und merkt an, dass nur derjenige den „wahren Charakter“ des geometrischen Kufi zu erkennen in der Lage sei, der die Schrift im Original auf den sakralen Bauten und Moscheen betrachtet habe. Da die Orientalen anders als die Europäer gewöhnlich halblaut lesen würden, böten ihnen die kufisch verfassten Texte stets einen willkommenen Anlass, sie wie eine Litanei herunterzumurmeln und dabei die Allmacht Gottes zu erfahren.
Kosack betont, dass beim andächtigen Lesen des Kufi in der vorgesehenen Weise auch die Lichteffekte von Sonne und Schatten, z. B. durch die Spiegelungen des Sonnenlichts auf den Moscheekacheln, einen unterstützen würden.
Das Werk Kosacks stellt somit nicht nur die Vermittlung einer bedeutsamen, zum Kulturverständnis des Orients für die Gesellschaft des Okzidents wertvollen Fleißarbeit dar, vielmehr zeigt sich dahinter eine Würdigung der islamischen intendierten Kunst und Kultur der Vormoderne, wie sie im Europa der heutigen Zeit Ihresgleichen sucht.
Wolfgang Kosack: Islamische Schriftkunst des Kufischen – Geometrisches Kufi in 593 Beispielen
Verlag Christoph Brunner
Basel, Berlin 2014
ISBN: 978-3-906206-10-3
Preis: 275 EUR