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Freitag, 20.03.2015
ZMD ruft zur Einheit im KRM auf und will weiter an der Integration des Islam in das deutsche Staatswesen festhalten
"Brücken nach Ankara, Kairo, Sarajevo oder Rabat nicht zuzuschlagen, im Gegenteil sie wissenschaftlich und interkulturell noch auszubauen und zwar mit dem Selbstverständnis einer deutschen islamischen Religionsgemeinschaft"
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat die islamischen Verbände zu mehr Einigkeit aufgerufen. Es sei «völlig legitim», wenn einzelne Mitglieder des Koordinationsrats der Muslime (KRM) unterschiedliche Ansichten verträten, sagte er am Donnerstag in seiner Pressekonferenz in Köln. Doch sollten alle im gemeinsamen Interesse daran arbeiten, dass der Islam auf Bundesebene als Religionsgemeinschaft anerkannt werde und die Einheit weiter wichtigstes Ziel bleibt. Hier Auszüge aus der Erklärung des Vorsitzenden Aiman Mazyek:
- ZMD hält weiter am KRM felsenfest fest. Wir werden alles daran setzen, dass er zumindest als Rat seine Arbeit weiter machen kann. Wir verbanden bei seiner Gründung 2007 das klare Ziel, dass der KRM sich als Islamische Religionsgemeinschaft institutionell auf Bundesebene festigt und KRM-ähnliche Formate auf Landesebene weiter daran fortsetzen. Dieses Ziel haben wir mit viel Kraft, Personal und Intensität über Jahre verfolgt. Leider hat mehrfach der größte Verband im Bunde dieses Ziel nicht mit gleicher Intensität verfolgt.
- Wir sind für die Überwindung ethnisch fragmentierter, islamischer Dachverbandsstrukturen. Wer könnte das nicht besser als wir, die als einzige islamische Religionsgemeinschaft türkische, bosnische, albanische, afrikanische, arabische, deutsche, sufische, schiitische und natürlich sunnitische Mitgliedsverbände aufweist?
- Wir streben eine Öffnung auf der Basis des deutschen Religionsverfassungsrechtes ohne Wenn und Aber an und stellen uns deshalb ohne Einschränkung den Fragen, wie soll z.B. in Zukunft die Religionsgemeinschaft inländisch finanziert werden? Was bedeutet das im Konkreten, wenn wir für die Ausbildung der Imame hier einstehen, ohne die Brücke nach Ankara, Kairo, Sarajevo oder Rabat zuzuschlagen? Sondern im Gegenteil sie wissenschaftlich und interkulturell noch auszubauen und zwar mit dem Selbstverständnis einer deutschen islamische Religionsgemeinschaft. Diese und andere Fragen werden wir weiter öffentlich stellen und diskutieren, niemand wir uns davon abhalten können. Gleichzeitig werden wir selbstverständlich andere Konzepte respektieren, zumal ohnehin dies durch die Religionsfreiheit gedeckt ist.
- Wir vertreten den ZMD - nicht mehr und nicht weniger. Es gibt etwa 2000 muslimische Gemeinden in Deutschland, davon 300 im ZMD. Die anderen sind in den übrigen Verbänden organisiert. Wir reklamieren kein Anspruch alle zu vertreten – haben das noch nie gemacht. Das geht schon gar nicht, weil Mehrheit der 4 Mio Muslime gar nicht in Moscheen organsiert sind. Wir werden uns aber weiter für die Belange und die Rechte unserer Mitglieder und der Muslime einsetzen. Sollte man die zu verhindern versuchen, werden wir uns selbstverständlich diesem Maulkorb nicht unterziehen.
Darüberhinaus will der ZMD sein soziales Engagement stärker koordinieren. Noch in diesem Jahr sei die Gründung eines Netzwerk geplant, kündigte ZMD-Generalsekretärin Nurhan Soykan ebenso in der Pressekonferenz gestern in Köln an. Dieser solle auch offen sein für Mitglieder und Initiativen
anderer Verbände. Doch wolle sich der ZMD damit nicht an die Spitze des Koordinierungsrats der Muslime (KRM) setzen, so die Juristin.
«Noch schöner wäre es natürlich, wenn wir einen KRM-Wohlfahrtsverband hinbekämen, aber zunächst müssen wir unsere eigenen Strukturen ausbauen.»
Der Verband habe bereits begonnen, Jugendvereine an Moscheen in Landesverbänden und einem Bundesjugendverband zusammenzufassen, sagte Soykan. Dort sollten auch Nicht-ZMD-Vereine ihren Platz finden können. Damit solle es auf Dauer bundesweit ein strukturiertes Angebot muslimischer Jugend- und Sozialarbeit geben, so Soykan, die Mitglied der Arbeitsgruppe Wohlfahrt der Deutschen Islamkonferenz ist. Es finde in den Moscheevereinen schon viel statt, doch sei dies meist unkoordiniert und wenig bekannt.
Von den Gemeinden würden Projektideen etwa aus den Bereichen Flüchtlingsarbeit, Bildung oder Ausbildungsförderung für Migranten übernommen, sagte die Generalsekretärin. Auch sollten Jugendzentren für problematische Familien sowie psychosoziale Angebote für traumatisierte Kinder aus Kriegsgebieten, Schulverweigerer oder kriminelle Jugendliche ausgebaut werden. Es sei eine Stärke des Zentralrats, dass er multiethnisch sei und darin viele Kultur- und
Sprachgruppen vertreten seien.
Weiter berichtete Soykan, dass ihr Verband im Anerkennungsverfahren als Religionsgemeinschaft in Nordrhein-Westfalens eine weitere Hürde überwunden habe. Laut einem ersten Gutachten erfülle der ZMD die erforderlichen rechtlichen Voraussetzungen. In einem zweiten Gutachten werde jetzt geprüft, ob diese auch tatsächlich umgesetzt würden. Daher müsse der Verband auch seine eigenen Strukturen den Vorgaben weiter anpassen und die Satzungen der Landesverbände
überarbeiten, so die Rechtsanwältin.