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Samstag, 31.01.2015


Gemeinsame überwiegt und die Vielfalt siegt

Laudatio des ZMD-Vorsitzenden Aiman A. Mazyek auf den senegalesischen Staatspräsidenten Macky Sall, anlässlich der Erhaltes des Dresdener St. Georgsorden des Semperopernballs 2015

Guten Abend, meine Damen und Herren. Asssalamu aliakum. Ich entbiete den islamischen Friedensgruß, Friede sei auf Ihnen allen. Warum ist Musik aus dem Senegal so mitreißend und weltweit erfolgreich? Baaba Maal hat gerade bewiesen, dass aus vielen unterschiedlichen Impulsen etwas Starkes, Neues erwächst. Verschiedene Stilrichtungen in bester Harmonie. Ich wünschte mir, unsere Gesellschaft wäre wie Musik. Aus allen Klängen entsteht ein großes Ganzes. Wir müssen es nur wollen – und zulassen. Als Muslim gebietet mir das auch der Koran, wo es heißt : „O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt…“
    
Das ist Ihnen sicher als Muslim vertraut, Herr Präsident, und der Senegal ist ein gutes Beispiel,  wie das funktioniert. Überhaupt Afrika: noch zur Jahrtausendwende der „hoffnungslose Kontinent“. Und heute? „Die Löwen brechen auf!“ Optimisten sprechen schon vom Jahrhundert Afrikas. Es liegt auch an Staatsoberhäuptern wie ihm, dass Afrika friedlicher und demokratischer geworden ist. Nach seiner Wahl im Jahre 2012 schrieb „Le Figaro“: „Mit ihm begann für den Senegal eine neue Ära.“ Dieser Mann ist ein Glücksfall. Er war schon Energieminister, Innenminister, Premierminister und Parlamentspräsident, er kennt sein Land, fast jeden Ort.

Als studierter Geologe geht er den Dingen auf den Grund, regiert effizient, räumt auf. Er steht für den Wandel, für die Demokratie. Er kämpft gegen die Korruption und verbindet Politik wieder mit moralischen Werten. Er macht sich stark für den Rechtsstaat.


Senegals Staatspräsident Macky Sall bei seiner Dankesrede


Die Hauptursache für den Extremismus sieht er nicht allein im Fanatismus, also im Missbrauch der Religion z.B. durch deren Pervertierung,  sondern in der extremen Armut. Damit liefert er ein belastbares Erklärungsmodell: Für Terror und Kriege zeichnet nicht zuletzt die Ungerechtigkeit in der Welt verantwortlich. Fanatiker, kranke Geister und Scharlatane versuchen diese Situation zu missbrauchen und junge Leute in Not ohne Perspektive geraten so leicht in die Fänge von Extremisten. Das erleben wir gerade in den westlichen Ländern, aber auch im Irak, in Syrien und anderswo.

Über die Hälfte der knapp 12 Millionen Senegalesen sind unter 20. Deshalb will Ihr Land verstärkt Chancen schaffen durch Bildung und wirtschaftliche Entwicklung. Arbeitsplätze für die junge Generation – für eine Zukunft im eigenen Land. Ohne Flucht aus Verzweiflung. „Unsere Stabilität gründet im Erbe der senegalesischen Kultur“, sagen Sie. „Wir leben friedlich und tolerant zusammen.

Im Senegal gibt es 95 Prozent Muslime und weniger als 5 Prozent Christen. Trotz, oder soll ich sagen gerade wegen dieser Mehrheitsverhältnisse war der erste Präsident ein Katholik, 20 Jahre im Amt.  „Dieser große, gegenseitige Respekt hat uns zum Glück vor Konflikten bewahrt“, sagten Sie, Herr Präsident,  „und ich hoffe, dass wir unsere Erfahrung mit der ganzen Welt teilen können.“ Der Senegal: ein Beispiel für friedliches Zusammenleben.

Was für eine Botschaft in diesen schwierigen Zeiten! Was für ein großes und wichtiges Signal hier aus Dresden für die Völkerverständigung, für Toleranz und für den Dialog!
 
Zum ersten Mal ehrt der SemperOpernball heute einen afrikanischen, den senegalesischen  Staatspräsidenten. Der Dresdener St. Georgsorden Des Semperopernballs geht an Seine Exzellenz den Staatspräsidenten der Republik Senegal Macky Sall.