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Sonntag, 15.08.2004



14.08.04 Rüsselsheim: "Ich trage Kopftuch und werde von meinen Lehrern, von deutschen Mitschülern nicht toleriert." schrieb:


Über Integration wird viel gesprochen und geschrieben, über Ausländerfeindlichkeit
auch. Erleben Rüsselsheimer ausländischer Herkunft Ausländerfeindlichkeit in ihrer
direkten Umgebung, in ihrem Alltag? Die "Main-Spitze" hörte sich um.
Mina, 19 Jahre alt, begegnet in Rüsselsheim nicht sehr oft ausländerfeindlichen
Taten, sagt sie. "Aber manchmal bekomme ich doch etwas ab. Zum Beispiel in der
Schule." Wenn es irgendwelche Konflikte zwischen Schülern gebe, beziehungsweise
zwischen einem oder einer Deutschen und ihr, bekomme meist sie Ärger mit dem
Lehrer. "Ich werde dann als Sündenbock genommen." Auf der Straße wiederum
seien es weniger die Jugendlichen, sondern eher ältere Menschen, die mit Sprüchen
auf Rüsselsheimer ausländischer Herkunft losgingen. Mina: "Manche wollen sich
nicht auf den freien Platz neben mir setzen und geben mit ihren Blicken
entsprechende Signale. Sie reden vor sich hin und wollen, dass ich das auch höre.

Sie stellen sich dabei genau die selbe Frage, die ich mir immer stelle: ,Werden wir
denn nie unsere Ruhe haben?`"
Memet ist 15 Jahre alt und antwortet auf die Frage der "Main-Spitze", er erlebe nur
manchmal solche Situationen. "Bei mir ist es so, dass sie sich oft nicht trauen, was
zu sagen. Es gibt aber auch Ausnahmen. Dann rufen deutsche Kinder in der Schule
meiner Clique und mir ,Ausländer raus!` zu. Das tun sie aber nur in
Konfliktsituationen." Auf der Straße werde er "nie blöd angemacht". Insgesamt fühle
er sich hier wohl, in der Schule und auch auf der Straße.
Anders die 17-jährige Fatma, wenigstens neuerdings: "In jüngster Zeit gab es immer
mehr ausländerfeindliche Situationen, in die ich selbst geriet. Ich trage Kopftuch und werde von meinen Lehrern, von deutschen Mitschülern und anderen Mitmenschen
nicht akzeptiert, ja nicht mal toleriert." An ihrer Schule gebe es Lehrer, die über ihr Kopftuch Witze reißen. "Meine Mitschüler sind strikt gegen mein Kopftuch und auch
gegen mich. Es heißt dann immer ,Ausländer raus!`. Auf der Straße werde ich
komisch angeschaut. Als liefe ich mit der Pest herum."
Und wie ergeht es längst erwachsenen Rüsselsheimern ausländischer Herkunft?
Selim N. ist 55 Jahre alt und berichtet: "Ich werde oft beschimpft und runtergemacht,
von Jugendlichen, die gegen Ausländer sind. Ich verstehe nicht, wieso sie sich
überhaupt mit solchen Dingen beschäftigen. Wem schadet es denn, dass ich ein
Ausländer bin?" Seit den Attentaten in den USA sei die Ausländerfeindlichkeit hier
gestiegen. "Ich kenne Menschen, die sich abends nicht trauen, einen Spaziergang zu
machen. Jugendliche sollten zu mehr Respekt gegen Menschen erzogen werden.
Sie sollten jeden Menschen respektieren, egal, ob dieser nun alt oder jung ist, als
Deutscher geboren wurde oder anderer Herkunft ist."(Rhein-Main-Zeitung)