Montag, 14.06.2004
Im Oberschwäbischen Kreis Ravensburg musste sich eine muslimische Kandidatin mit Kopftuch von der CDU-Liste für die Gemeinderatwahl zurückziehen. In dem Städtchen, mit einem Anteil von 15 türkischstämmigen Deutschen, wollte der Ortsvorsteher von Arnach, Paul Barensteiner, die 32-jährige Dilek Altinöz an dritter Stelle auf die CDU-Liste bringen. Der bis dahin leere Platz wurde der in Deutschland geborenen Mutter von drei Kindern angeboten. Sie nahm den Platz nach kurzem Zögern an. 26 von 36 Stimmen auf der Nominierungsversammlung der CDU galten ihr.
Gezögert hatte sie, weil „sich die Einstellung ihrer Umwelt zu Kopftuch tragenden Frauen“ geändert hätte. Und sie sollte mit ihrem Unbehagen nicht falsch liegen. Nachdem bekannt wurde, dass Frau Altinöz mit Kopftuch kandidieren würde, brach in dem kleinen Städtchen ein Donnerwetter aus. Mehrere Kandidaten drohten mit der Niederlegung der eigenen Kandidatur, sollte die Kopftuch-Trägerin weiter kandidieren. Außerdem folgten Drohungen mit Parteiaustritten. Er würde die Liste nicht in die Hand nehmen, hätte ein Christdemokrat gesagt, so Barensteiner.
Barensteiner verteidigte sich damit, dass er davon ausging, Frau Altinöz würde bei einer Kandidatur das Kopftuch abnehmen. Doch die frisch gekürte Kandidatin war anderer Meinung. Sie sei zwar keine „Fundamentalistin“, auf keinen Fall würde sie aber ihren Glauben einer politischen Karriere opfern. (Quelle: diverse Zeitungen und Rundfunk)