Samstag, 30.11.2002
In Antwerpen haben sich aufgebrachte Jugendliche marokkanischer Herkunft in der Nacht zu Donnerstag erneut schwere Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, nachdem am Dienstag ein 27 Jahre alter Islamlehrer von einem Belgier erschossen worden war. Über 100 Randalierer wurden festgenommen. Die Vorfälle lösten eine Debatte über die Integrationspolitik aus.
Am Dienstag war Mohammed Achrak, Sohn marokkanischer Einwanderer, bei einem Besuch seiner Eltern im Antwerpener Stadtteil Borgerhout ohne erkennbaren Anlass von einem 66 Jahre alten belgischen Nachbarn erschossen worden. Der mutmaßliche Täter machte auf die Polizei einen geistig verwirrten Eindruck. Die Ermittler schließen aber auch ein fremdenfeindliches Motiv für die Bluttat nicht völlig aus.
Als Reaktion auf den Mord gab es in den nachfolgenden Nächten heftige Unruhen in der Stadt. Jugendliche marokkanischer und türkischer Herkunft randalierten in den Stadtteilen, warfen Fensterscheiben ein, beschädigten Autos, Häuser und Bushaltestellen. Sie lieferten sich außerdem schwere Schlägereien mit der Polizei. Die Beamten gingen mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Am heutigen Freitag findet die Beerdigung des 27-Jährigen statt. Die Behörden stellen sich auf weitere Unruhen ein.