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Donnerstag, 22.08.2002



22.08.02 "Mensch" Ahmet S. starb wegen Ausländerhass schrieb:


Die Bluttat von Sulzbach hat einen rechtsradikalen Hintergrund. 3.000 Leute kamen zur Protestdemonstration - Unterdessen reißen die Anschläge auf "Andersdenkende" und "Andersaussehende" in Deutschland nicht ab

SULZBACH - "Das ist eine abscheuliche Tat, die tiefe Trauer hervorruft." Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hatte mit aufgerufen zur Demonstration gegen Terror, Gewalt und Rassismus am Freitagabend in Sulzbach. Auf dem Salzbrunnenfest dort hatte ein rechtsradikaler Skinhead in der Nacht zum 10. August den jungen Ahmet S. erstochen.

Als Tatmotiv nennt die Staatsanwaltschaft inzwischen "Ausländerhass". Aus rechtsextremistischem Anlass heraus habe der Skinhead Carlos N. (25) den jungen Türken brutal niedergestochen - mit mehreren Messerstichen in Brust und Bauch. In seiner Wohnung wurden Faustfeuerwaffen und eine Hakenkreuzfahne sichergestellt.

Nach Kritik von lokalen Menschenrechtsgruppen, wonach Rechtsradikalismus im Lande bislang "verharmlost" werde, legte das Landesamt für Verfassungsschutz jetzt offen, dass allein in Sulzbach insgesamt 15 Personen, die alle der rechten Szene angehörten, schon seit einiger Zeit "unter Beobachtung" stünden.

In Sulzbach griffen rechte Skinheads allerdings schon vorher Ausländer an; zuletzt vor fast genau einem Jahr. Da wurden drei Türken durch die Straßen der Stadt im Sulzbachtal gehetzt. Zwei Monate später wurde aus einem fahrenden Auto heraus mit einer Pistole auf den Ausländertreff in der Innenstadt gezielt - aber nicht geschossen. Bereits im Jahr 2000 waren zwei afrikanische Medizinstudenten von Skinheads gejagt worden.

Unterdessen reißen die Anschläge auf "Ausländer" in Deutschland nicht ab: Jüngster Fall: Murrhardt, Rems-Murr-Kreis - Sechs Skinheads, darunter eine Frau, haben in der Nacht zu Montag (gestern) in einem Regionalzug einen Inder überfallen. Eine Polizeistreife konnte die Angreifer kurze Zeit später in Murrhardt festnehmen. In derselben Nacht schnappte die Polizei in Schorndorf zwei Jugendliche aus dem rechten Umfeld nach einer Bombendrohung gegen eine Moschee.

Die zwischen 17 und 25 Jahre alten Täter pöbelten den Inder im Zug zwischen Backnang und Schwäbisch Hall an, bedrohten ihn mit einem Messer und sengten mit einem Feuerzeug seinen Bart an. Sie nahmen ihm seine persönlichen Gegenstände ab, durchwühlten sein Gepäck und verstreuten die Gegenstände im Zugabteil. Im Zuge der Fahndung wurden die Skinheads in einer Wohnung in Murrhardt, die der Polizei als Adresse der Rechtsradikalenszene bekannt war, festgenommen.

Die Tat zeigt erneut, dass der Rems-Murr-Kreis als rechtsextreme Hochburg einzustufen ist. Dies hat kürzlich Bernhard Mertn, Kripo-Chef der Polizeidirektion Waiblingen, bestätigt. Von landesweit 620 registrierten Skinheads leben 80 im Kreis. Im April wurden in Alfdorf 52 Skins nach einer Party zu "Führers Geburtstag" festgenommen.