Dienstag, 23.10.2001
19.10.2001
Schmierereien in Holthausen und Oberbruch
Tritte in der Gebetsstunde
Kreis Heinsberg (an-o). Im Zusammenhang mit zwei
Hakenkreuz-Schmierereien in Holthausen und Oberbruch ermittelt der
Staatsschutz.
Die Moschee der türkischen Gemeinde Übach-Palenberg in Holthausen
wurde am Donnerstag Abend kurz nach 20 Uhr von bislang unbekannten
Tätern heimgesucht. Die weiße Eingangstür wurde mit Hakenkreuzen und
Beleidigungen gegen Türken und Allah beschmiert, Mülltonnen wurden vor
der Moschee ausgeleert.
Die Polizei traf nahe der Moschee drei tatverdächtige Jugendliche an, die
nach der Befragung wieder nach Hause geschickt wurden. Ob diese
Jugendlichen, zwei 16-Jährige aus Übach-Palenberg und Aldenhoven sowie
ein 14-jähriger Jülicher für die Tat in Frage kommen, müssen die weiteren
Ermittlungen des Staatsschutzes ergeben. Am Freitag Mittag wurde auf der
Dremmener Straße in Oberbruch der Gartenzaun eines Privathauses mit dem
Spruch "USA = Hakenkreuz" beschmiert. Auch dort hat der Staatsschutz
die Ermittlungen aufgenommen. Täterhinweise liegen aber noch nicht vor.
Auch die Frage, ob die Schmierereien gezielt oder zufällig an diesem Zaun
angebracht wurden, ist noch offen. Wegen der "Verwendung von Zeichen
verfassungswidriger Organe" müssten sich die Täter, sollten sie gefasst
werden, verantworten.
Fußtritte gegen die Scheibe
Die Täter an der Moschee in Holthausen hatten, wie der Vorsitzende der
türkischen Gemeinschaft Übach-Palenberg, Huseyin Salin, berichtet, die
Gläubigen zunächst beim Abendgebet durch Fußtritte gegen die
Fensterscheibe gestört. Als Gemeindemitglieder nach dem Gebet aus dem
Fenster gesehen und gerufen hatten: "Was wollt ihr von uns?", hätten die
Jugendlichen sich hinter einem Busch versteckt. Erst als die Gemeinde
fortgegangen sei, seien die Täter zurückgekommen und hätten die
Mülltonnen umgeworfen und die Moschee beschmiert. Der Geistliche der
Gemeinde, Ismet Özyön, der noch in der Moschee geblieben war, hatte die
Polizei gerufen, nachdem er die Tat bemerkt hatte.
Ismet Özyön sagt: "Wir haben hier mit den Deutschen immer gelebt wie
Bruder und Schwester. Das hätten wir nicht erwartet. Das was bin Laden
gemacht hat, kann man nicht auf den Islam schieben. Ich hoffe, es wird
wieder ein Zusammenleben mit den Deutschen geben wie zuvor."
Beschimpft und bespuckt
Gemeindevorsitzender Huseyin Salin weiß von den Problemen, denen seine
Gemeindemitglieder seit dem 11. September in der Öffentlichkeit und am
Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Einige wurden beschimpft und auch bespuckt.
"Auch wir bedauern, was am 11. September geschah", sagt Salin und
verweist darauf, das der Islam eine friedliche Religion sei, mit der der
Terrorismus nicht vereinbar sei.
"Ich glaube nicht", so Salin, "dass die Jugendlichen, die das gemacht
haben, Radikale sind. Vielleicht haben sie irgendetwas im Fernsehen
gesehen.