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Dienstag, 18.11.2014
"Historisches Ereignis und Zeichen der Anerkennung der Muslime in Deutschland"
Bundespräsident Joachim Gauck lobt das Projekt und empfängt die ersten Studierenden mit ihren Urkunden - Landschaft der bisherigen Begabtenförderungswerke wird durch das Avicenna-Studienwerk erweitert
Bundespräsident Joachim Gauck hat den ersten Stipendiaten-Jahrgang des muslimischen Studienwerks Avicenna empfangen. Er sei froh, dass es «endlich» eine solche Fördernung muslimischer Studierender in Deutschland gebe, sagte Gauck am Dienstag in Bonn. Damit werde eine «Lücke im System der Begabtenförderung» geschlossen. Über lange Jahre habe man sich eingeredet, Deutschland sei kein Einwanderungsland, und die Menschen, die nach Deutschland kämen, würden nur vorübergehend bleiben. «Heute wächst die Erkenntnis, dass das falsch war», betonte der Bundespräsident. Er appellierte an die 65 Studierenden, kritisch und offen zu bleiben und den Gedanken des Austauschs weiterzutragen. Der Namensgeber des Werks, der persische Gelehrte Ibn Sina, habe einen wegweisenden Beitrag zum Dialog zwischen Orient und Okzident geleistet, so Gauck.
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Die ersten 65 Stipendiaten des muslimischen Studienwerkes Avicenna sind am Montag in Berlin offiziell durch das Begabtenförderungswerk aufgenommen worden. „Begabte und engagierte muslimische Studierende und Promovierende sollen, wie andere auch, die Chance haben, sich um eine Förderung durch ein Begabtenförderungswerk zu bewerben, das ihrer Religion nahesteht“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Thomas Rachel, bei der Feier.Zudem rief er den etwa 250 Zuhörern, bestehend aus Vertretren der Politik, Islamischen Relgionsgeinschaften und Partnerinstitutionen zu: " Dieser Schritt ist ein historisches Ereignis und Zeichen der Anerkennung der Muslime in Deutschland".
Von den neuen Stipendiaten sind den Angaben zufolge zwei Drittel Frauen. Der Vorsitzende des Avicenna-Studienwerks, Bülent Uçar sagte „Wir sind stolz auf unsere Stipendiaten, denn sie bringen nicht nur exzellente Leistungen im Studium, sondern auch aktives ehrenamtliches Engagement mit. Sie sind Multiplikatoren und Visionäre“.
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Staatsminister Rachel: "Historisches Ereignis"
Der Islamwissenschaftler Rauf Ceylan, ein Avicenna-Vorstandsmitglied, betont im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag): „Immer mehr junge Muslime absolvieren eine gute Schulausbildung. Sie gilt es zu fördern, damit sie den Weg an die Universitäten finden.“ Muslimische Studierende an deutschen Hochschulen können vom Wintersemester 2014/15 an mit einem einkommensabhängigen Grundstipendium von bis zu 670 Euro im Monat und einer zusätzlichen Studienkostenpauschale von 300 Euro gefördert werden. Promovierende erhalten pro Monat bis zu 1150 Euro. Neben überdurchschnittlichen Leistungen zählt bei der Bewerbung auch gesellschaftliches Engagement.
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Bis 2018 fördert das Bundesbildungsministerium den Angaben nach das Avicenna-Studienwerk mit etwa 10 Millionen Euro. Darüber hinaus unterstützt die Stiftung Mercator das Werk in der Aufbauphase mit einer Million Euro. Das muslimische Studienwerk ist das jüngste der dreizehn staatlich geförderten Begabtenförderungswerke in Deutschland. Mit dem muslimischen Avicenna-Studienwerk ist neben dem katholischen Cusanuswerk, dem jüdischen Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk und dem Evangelischen Studienwerk Villigst eine weitere große Weltreligion bei den Begabtenförderungswerken präsent. Insgesamt wurden 2013 etwa 25 900 Studierende und 4400 Promovierende durch ein Begabtenförderungswerk in ihrer Ausbildung oder wissenschaftlichen Tätigkeit unterstützt. Weitere Informationen zum Stipendienprogramm und den Bewerbungsmöglichkeiten unter: www.avicenna-studienwerk.de.