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Freitag, 24.10.2014

Jeder soll nach seiner Facon selig werden Ausstellung „Türcken, Mohren und Tartaren“ in Wustrau

Von 1712 – 1786 lebte Friedrich II., der zuerst Kurfürst von Preußen und ab 1740 auch König von Preußen war. In die Geschichtsbücher ging er als „Friedrich der Große“ sowie „Alter Fritz“ ein. Von seinem Vater, Friedrich I., ist bekannt, dass er dem Sohnemann erlaubte, „in der Freizeit alles zu tun, was er will, solange es nicht gegen Gott ist.“ Friedrich der Große hatte zu allen Religionen ein sehr tolerantes und freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, unterdrückten Protestanten aus Frankreich und aus „Felix Austria“ gewährte er in Preußen ein neues zu Hause, diskriminierende Behandlung von Juden fand unter seiner Regentschaft nicht statt. Preußen stand für eine Liberalität, die damals einzigartig auf dem Kontinent war. Diese preußische Toleranz setzte sich beispielsweise im Oktober 1798 fort. Am 29. Oktober 1798 verstarb in Berlin Ali Aziz Efendi, der Botschafter des Osmanischen Reiches. Um sicherzustellen, dass der Verstorbene in Islamischer Erde beerdigt werden konnte, schenkte der Staat Preußen dem Osmanischen Reich ein Grundstück in Berlin in der damaligen Tempelhofer Feldmark. Später wurden dort vier weitere Botschaftsangehörige beerdigt. Der königlich – preußische Baumeister Gustav Voigtel (1834 – 1914) errichte zum Andenken an Botschafter Ali Aziz Efendi und den vier Botschaftsangehörigen einen acht Meter hohen Obelisk aus zweifarbigen Terrakotta. Bis heute bildet dieses Bauwerk auf dem Islamischen Friedhof den Mittelpunkt (wo die heutige Cehitlik-Moschee in Anwesen hat, Anm. Red.). Die einst vorhandene „Maurische Pforte“, ebenfalls vom Baumeister Voigtel erschaffen, wurde 1938 von den Nazis abgerissen. Man brauchte den Platz zur Erweiterung des Flughafens Tempelhof.

Im brandenburgischen Wustrau ist das „Brandenburg – Preußen – Museum“ ansässig, das den historischen Schatz der Preußen - Zeit bewahrt. Dort finden auch regelmäßig Ausstellungen statt. Am 5. Oktober 2014 ging die Ausstellung “Türcken, Mohren und Tartaren“ zu Ende. Über 8.000 Besucher, darunter 800 Schüler, haben die vielfältige Beziehungsgeschichte Brandenburg – Preußen mit der Islamischen Welt im Wustrauer Museum regelrecht bestaunt. Nun geht diese imposante Ausstellung auf große Reise. Zu den temporären Ausstellungsstädten zählen beispielsweise Kazan in Russland, die polnische Hauptstadt Warschau und die türkische Millionenstadt Istanbul. Dann können dort die Museumsgäste fast 140 Exponate in Augenschein nehmen, wie die Menschen aus dem Orient, ihre Kultur und ihre Religion aufgenommen wurden von den Preußen. Aus dem „feindlichen Türcken“ wurde der „exotische Türcke“, der damals noch mit „c“ geschrieben wurde.

Dipl. - Ing. Volker Tschapke ist Präsident der „Preußischen Gesellschaft“, die in Berlin – Mitte am ehrwürdigen Gendarmenmarkt ihren Sitz hat. Gegenüber islam.de teilte Volker Tschapke mit: „Eine Delegation von Militärattaches aus aller Welt und von allen Kontinenten fuhr mit mir per Bus nach Wustrau und wir wandelten alle begeistert durch das Museum, das immer sehr lehrreiche und interessante Ausstellungen anbietet. Uns Teilnehmern wurde durch diese Ausstellung in Erinnerung gerufen, der große Schandfleck in unserer deutschen Geschichte ereignete sich von 1933 bis 1945. Da haben mörderische Gestalten millionenfach Andersdenkende, seien es Juden, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Sozialdemokraten und  Kommunisten umgebracht. Auf dem Balkan wurden tausende Muslime ebenfalls von den Nazis ermordet. Diese barbarischen Morde geschahen nach den vielen Jahren der Toleranz in der königlichen Preußen – Ära.“ Er betonte, wenn es „umgekehrt gewesen wäre, also die Morde an Andersdenkenden wären um 1750 geschehen, dann würde man heute sagen: „Ja, damals war es eben so“, aber die Massenmorde geschahen gerade einmal vor knapp 70, 80 Jahren. Es gibt heute noch Überlebende der Konzentrationslager und wir haben auch noch lebende Täter. Wustrau zeigt uns allen doch, dass ein friedliches Miteinander schon vor Jahrhunderten möglich war.

Die Aussage des Preußenkönigs „Jeder soll nach seiner Facon selig werden“ hat doch nicht an Bedeutung verloren. Hätte der Mörder Hitler diese Aussage beherzigt, wäre es doch nie zu diesen grausamen Verbrechen an wehrlosen Menschen gekommen. “ Zur Preußen – Toleranz ist auch noch hinzuzufügen, dass die damalige Schenkung an das Osmanische Reich Nachwirkungen bis heute hat. Die Berliner Sehitlik – Moschee ist das einzige Gotteshaus auf der Welt, das völkerrechtlich zu einem anderen Staat gehört als dem Land, wo sich das Gotteshaus eigentlich befindet. Wer das Moschee - Gelände betritt, verlässt Deutschland und ist offiziell auf türkischem Boden. Die Sehitlik – Moschee hat bis heute denselben Status wie ein Konsulat oder eine Botschaft der Republik Türkei, die Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches ist. (Volker-Taher Neef, Berlin)