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Samstag, 13.09.2014


Mohamed Herzog, muslimisches Berliner Urgestein, feierte 70. Geburtstag

ZMD gratuliert

In Berlin-Reinickendorf kam Mohamed Herzog am 11. September 1944 zur Welt. Damals tobte noch der Zweite Weltkrieg und keiner konnte ahnen, welche Bedeutung der 11. September einmal haben sollte.

Mohamed Herzog heißt laut den deutschen Papieren Hartmut, er wurde als Christ erzogen. Später arbeitete er sogar als Missionar beim amerikanischen Baptistenpfarrer Billy Graham, der auf Welttourneen die Menschen bewegen wollte, sich dieser Gemeinschaft anzuschließen.Den 1918 geborenen Erweckungsprediger haben deutsche Medien sehr oft als „Maschinengewehr Gottes“ bezeichnet, da er schneller predigen konnte als ein Wasserfall fließen kann.

Irgendwann stellte Mohamed Herzog die „Kreuz-Frage“, also wenn Jesus in einigen Religionen Gott angeblich ist, dann ist Gott ja am Kreuz gestorben. Somit wäre die gesamte Welt im Zeitraum von der Hinrichtung bis zur Wiederauferstehung Jesus ohne Gott gewesen. Die angesprochenen Gelehrten teilten dem damals jungen Berliner mit: „Du hast daran zu glauben!“

Ein Charakterzug des Mohamed Herzog lautete schon immer: „Besorge Dir Bildung, so viel du bekommen kannst.“ In seiner Geburtstag kam er über einen türkischen Bekannten an eine deutsche Ausgabe des Heiligen Koran und las dort von einer Kreuzigung, wie sie ihm logisch und nachvollziehbar erschien. Nachfolgende Reise nach Jordanien, es sollten noch viele weitere später folgen, dienten ihm dazu, sein Wissen über den Islam zu vertiefen. Mohamed Herzog sprach alsbald dann die Schahada.

Bereits 1979 gründete er den in Berlin-Schöneberg beheimateten Verein „Islamische Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime e. V.“ Damit kann Mohamed Herzog für sich in Anspruch nehmen, als einer der ganz ersten Muslime in Deutschland eine offizielle islamische Institution gegründet zu haben.

Als Imam und Amir ist er bis heute hier ehrenamtlich im Einsatz. In den Vereinsräumen haben zahlreiche Muslime die Schahada bekundet, Hochzeiten finden hier statt und interreligiöse Zusammenkünfte. Somit war es auch kein Wunder, das der „Mann des interreligiösen Dialogs“ an seinem Geburtstag unter den zahlreichen Gratulanten auch evangelische und katholische Pfarrer sowie Vertreter einer Hindu-Gemeinde begrüßen konnte.

Krankheitsbedingt muss der Jubilar etwas kürzer treten und kann aus gesundheitlichen Gründen auch nicht mehr durch Moscheen führen oder ein Gebet leiten. Mohamed Herzog sagt: „Nach meinem Selbstverständnis muss ein Imam sich mit den Betenden bücken und verneigen können. Ich spreche meine Gebete sitzend vom Stuhl aus, da es anders bei mir nicht mehr geht.“ Der Berliner hat genügend Humor und fügt hinzu. „Ick hab viele Jahre dett Jebet jeleitet, jetzt solln jüngere ouch mal ran.“

Wir haben einmal ein paar seiner Weggefährten über ihn befragt. Hakan Tas (DIE LINKE) gehört dem Berliner Abgeordnetenhaus an und kandidierte bei der Bundestagswahl 2013 in Reinickendorf, dem Geburtsstadtteil von Mohamed Herzog, für den Deutschen Bundestag. Der Berliner Parlamentarier betonte gegenüber islam.de: „Für mich ist Mohamed Herzog in Berlin das Gesicht des interreligiösen Dialogs. Ich kenne ihn seit über 20 Jahren persönlich, er stand mir oft mit seinem Wissen über alle Religionen hilfreich zur Seite. Ich bewundere diesen Mann, wie er sich pausenlos für die Religionen allgemein erfolgreich einsetzt. Er zeigt tagtäglich, Religion bedeutet auch und gerate Toleranz gegenüber anderen Menschen, egal, welche Religion sie vertreten oder ob sie überhaupt eine Religion haben.“

In Berlin-Reinickendorf ist ebenfalls die Staatssekretärin für Gesundheit, Emine Demirbüken-Wegner, beheimatet. Die CDU-Politikerin gehört auch dem Präsidium ihrer Partei an. Sie erklärte: "Mohamed Herzog und ich - das ist ein gemeinsamer, vor gut einem Viertel Jahrhundert (Ja, ja, soooo lange ist das schon her...) mit einigen anderen Weggefährten aufgenommener Kampf für Toleranz, Miteinander und Integration in unserer Gesellschaft. Wenn ich auf die Anfänge zurück schaue, dann stelle ich nicht nur fest, dass wir alle älter und sicherlich -dies gilt in besonderem Maße für meinen Freund Mohamed Herzog- weiser und ruhiger geworden sind. Ich stelle aber auch fest, dass wir nicht müder geworden sind! Wer Mohamed erlebt, der fragt sich, woher diese ungebrochene Kraft, dieser selbstlose Wille und diese nicht enden wollende Lebensfreude genährt wird? Die Antwort ist klar: Mohamed Herzog hat vor langer Zeit für sich seinen inneren Frieden und sein Gleichgewicht definiert. Allein damit und darin ist er für mich ein besonderes Vorbild. Es macht mich stolz, mich zu seinen Freunden zählen zu dürfen!“

Aiman Mazyek , Vorsitzender des ZMD, sagte über Mohamed Herzog: „Die Vita von Mohamed Herzog ist beeindruckend. Der gebürtige Berliner mit dem Herz am richtigen Fleck und mit seiner manchmal gerade nicht leisen Berliner Klappe hat bereits in den 70er Jahren einen islamischen Verein gegründet. Damals haben wohl viele Zeitgenossen diese Vereinsgründung gar nicht zur Kenntnis genommen oder nur darüber gelächelt. Die Islamische Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime e. V. im Berliner Stadtteil Schöneberg ist mittlerweile weit über Berlin hinaus bekannt und zu einer Institution geworden. Sie hat sich seit fast 4 Jahrzehnten schwerpunktmäßig den Themen Öffentlichkeitsarbeit und Bildung gewidmet. Das ist alles nur möglich gewesen und immer noch möglich, weil Mohamed Herzog unermüdlich für den Islam im Einsatz ist, er ist auch ein Brückenbauer zu anderen Religionen und Kulturen. Der gesamte ZMD gratuliert unserem lieben Bruder Mohamed Herzog und wünscht ihm weiterhin viele segensreiche Schaffensjahre." (Volker-TaherNeef, Berlin)