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Mittwoch, 02.07.2014
Weiße Rosen gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit
Am Landgericht haben viele Menschen Marwa El-Sherbini gedacht. Noch immer werden solche Taten bagatellisiert, kritisieren Muslime
Das Gedenken an den unfassbaren Tod Marwa El-Sherbinis kommt mit wenigen Worten aus. Jeder weiß, dass die Ägypterin im Landgericht Dresden ermordet wurde. Der Angeklagte, gegen dessen islamfeindliche Beleidigungen sich die 31-Jährige gewehrt hatte, stach sie noch im Gerichtssaal nieder. Gestern vor fünf Jahren.
In der gestrigen Gedenkstunde im Foyer des Landgerichts sprach Justizminister Jürgen Martens (FDP) von einer menschen- und islamfeindlichen Tat. Marwa El-Sherbini sei ermordet worden, weil sie einen anderen Glauben hatte und vor Gericht um ihr Recht gekämpft habe. „Gerade dieser Tatort macht es so schwer, die Tat zu begreifen.“ Der Tod der Muslima sei Mahnung und Auftrag, immer gegen Menschenfeindlichkeit anzugehen, so Martens.
Mit hochrangigen Vertretern der Justiz, der Stadt und ihrer Bürger legte Martens weiße Rosen unter eine Gedenktafel. Auch Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und Heba Omari, Dresdens erste Marwa-El-Sherbini-Stipendiatin, nahmen daran teil. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, kritisierte das Kleinreden von Rassismus jeglicher Art. Speziell Antisemitismus und Islamfeindlichkeit werden nach wie vor bagatellisiert, sagte er. Der Zentralrat der Muslime deklarierte den 1. Juli im Gedenken an die hasserfüllte Tat zum bundesweiten „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“.
Elwy Okaz, Ehemann der Ägypterin, wurde bei dem Anschlag lebensgefährlich verletzt. Er lebt heute im Ausland. Sein Anwalt, Hans-Eberhard Schultz, sagte, es bestünden noch Amtshaftungsansprüche der Hinterbliebenen gegenüber dem Freistaat. Aus Angst vor einer Traumatisierung lehne Okaz eine erneute Untersuchung ab.
Gut hundert Dresdner, darunter Vertreter aller demokratischer Parteien, haben am Abend ebenfalls der Ermordung Marwa El-Sherbinis gedacht. Sie legten 184 weiße Rosen auf die Stufen des Landgerichts. „Jede Rose steht für ein bekannt gewordenes Todesopfer rassistischer Gewalt seit 1990 in Deutschland“, sagte Marianne Thum von der RAA Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt. Sie forderte, den Platz vor dem Gericht Marwa El-Sherbinis Namen zu geben. Sebastian Vogel, Vorsitzender des Ausländerrats, hat als Mitorganisator des Gedenkens vorgeschlagen, künftig eine Gedenkveranstaltung gemeinsam mit dem Justizministerium zu veranstalten.(Alexander Schneider, Sächsische Zeitung)