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Mittwoch, 04.06.2014


(v.l.n.r) Christian Rau (Enkelin von Gustav Heinemann), SPD-Parteivors. Sigmar Gabriel, Preisträger Patrick Dahlemann und Ex-OB Hennig Scherf

Gustav-Heinemann-Bürgerpreis verliehen: Junger Politiker zeigt NPD die Stirn

Die SPD vergibt seit 1977 jährlich den „Gustav-Heinemann-Bürgerpreis“; er erinnert an den ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann aus den Reihen der SPD, der von 1969 bis 1974 das höchste Staatsamt bekleidet hatte.  

Kuratoriumsmitglieder sind u. a. der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf und Frau Christina Rau, Gattin des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau und Enkelin von Gustav Heinemann.
In diesem Jahr ist der aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern stammende SPD-Politiker Patrick Dahlemann, Jahrgang 1988, der Preisträger.
Als Nachrücker gehört er seit April 2014 dem Landtag in Mecklenburg-Vorpommern an; für seinen mutigen Einsatz für Minderheiten und sein Auftreten gegen Extremismus ist der Norddeutsche am 2. Juni 2014 in Berlin im „Willy- Brandt-Haus“ der SPD geehrt worden.

Die NPD zog in Mecklenburg-Vorpommern durch die Lande und hetzte besonders gegen Flüchtlinge und Asylanten und gegen den Bau von Unterkünften für die verfolgten Menschen. Patrich Dahlemann zog mit der NPD mit und verteilte in jedem Ort, wo die Braunen ihre widerlichen Auftritte hatten, Flyer gegen die Hetzer. Ein NPD-Funktionär wollte den SPD-Jungpolitiker lächerlich machen und bot ihm an, doch auf die Bühne zu kommen und zu sagen, was ihm an der NPD missfalle.
Der Angesprochene nutzte diese Möglichkeit und stellte in einer freien Rede von ca. 15 Minuten die Neonazis und ihr Tun bloß, die Rede ist auf YOUTUBE ein Hit.

Der NPD-Obere hatte niemals damit gerechnet, dass Patrick Dahlemann wirklich an das Mikro der Braunen kommen werde und spontan die widerliche Hetze der rechten Partei widerlegen konnte.
Bei der Preisverleihung sprach Henning  Scherf davon: „In dieser Situation ist diese Sensation gelungen.“ Er verwies auch darauf: „Die NPD hetzt gegen Flüchtlinge und Asylanten, Patrick Dahlemann hat unter Beweis gestellt, die Braunen hetzten gegen Menschen und lassen jede Menschlichkeit vergessen.“

Der SPD-Bundesvorsitzende Bundesminister Sigmar Gabriel sagte bei der Preisverleihung: „Diese Geschichte ist beeindruckend, leider hat die NPD dort, wo Patrick aktiv war, für sie halbwegs gute Ergebnisse zu verzeichnen. Patrick hat Mut bewiesen, das darf man sich nicht so einfach vorstellen, die NPD und vormals auch die Wiking - Jugend sind alles andere als friedliche Gesellen. Ich habe im Laufe meines Lebens auch schon mit diesen braunen Gruppierungen meine Erfahrungen sammeln können. Diese Leute sorgen dafür, das muss man leider wörtlich nehmen, Demokraten mundtot zu machen. Patrick hat Menschen gesehen, wo andere nur Flüchtlinge und Ausländer gesehen haben.“

Bundesminister Gabriel erinnerte auch daran, seit 1990 bis heute gebe es 184 Menschen, die von Nazis umgebracht worden sind, die NSU- Mordserie sei nur die Spitze des berüchtigten Eisberges. „Diese 184 Morde sind eine Schande für die Demokratie, die NSU hat uns vor Augen geführt, wohin Rassismus führen kann und wie tief er in Teilen der Gesellschaft verwurzelt ist, der Rassismus ist auch kein Problem, das nur die Neuen Länder betrifft, er ist allgegenwärtig.“

Preisträger Patrick Dahlemann erklärte: „Die NPD hat keine Argumente, wenn es um die Menschlichkeit geht, sie will Kranke, Schwache und Flüchtlinge ausräumen; man kann sich nur zu gut vorstellen, was damit gemeint ist.“
Für ihn besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die NPD bei den Wahlen Ende Mai in Mecklenburg-Vorpommern, wo neben der Europawahl auch Kommunalwahlen stattgefunden hatten, „überall Prozente verloren hat. Ich will auch ein geordnetes NPD-Verbotsverfahren, wir dürfen uns von den braunen Hohlköpfen der NPD nicht einschüchtern lassen.“

Er sei an der deutsch-polnischen Grenze geboren worden, dort aufgewachsen und lebe immer noch gerne dort und könne regelrecht mit seinen beiden Händen greifen, „was es bedeute, mit seinem Nachbarn friedlich und vertrauensvoll zusammen zu leben, in der Grenzregion sind Freundschaften entstanden, Deutschland und Polen, Deutsche und Polen wachsen zusammen in einem friedfertigen Europa, das ist das demokratische Europa, das die Menschen wollen. Wir lassen uns das von der NPD nicht kaputtmachen.“
Kaputtgemacht wurden dagegen die Büroscheiben des erst seit knapp 2 Monaten im Landtag sitzenden Abgeordneten Patrick Dahlemann, bisher unbekannte Täter haben Teile des Bürgerbüros und die Scheibenfront des Preisträgers zerstört.

Die Schadenssumme beläuft sich auf ca. 12.000 Euro; das Preisgeld des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises beträgt 10.000 Euro. Damit Patrick Dahlemann das Preisgeld, wie er es ursprünglich vorhatte, für soziale Projekte einsetzen kann und nicht für den Wiederaufbau des Bürgerbüros, teilte Sigmar Gabriel mit: „Der SPD-Bundesvorstand hat sich bereiterklärt, aus eigener Tasche die 12.000 Euro für das neue Büro von Patrick zuzahlen.“ (Volker-Taher Neef, Berlin)